Gastritis und Magengeschwür

Eine Gastritis, also eine Entzündung der Magenschleimhaut, ist eine weit verbreitete Erkrankung.
Man unterscheidet die akute von der chronischen Gastritis. Während die akute Gastritis oft sehr schnell zu einem Magengeschwür führt und deshalb rasche Behandlung erfordert, müssen bei der chronischen Form vorher andere Dinge bedacht werden.
Das Magengeschwür (peptisches Ulkus) ist eine ernstzunehmende Erkrankung, deren Ursachen mit denen der Gastritis größtenteils übereinstimmen.

Akute Gastritis

Die akute Gastritis entsteht oft nach Einnahme bestimmter Schmerzmittel. Zu diesen zählen eine Reihe sehr wirksamer und häufig verordneter schmerzstillender und entzündungshemmender Medikamente wie Ibu- oder Ketoprofen, Diclofenac, Indometacin und Metamizol. Auch Acetylsalicylsäure kann – wenngleich weniger wirksam – dieser Gruppe zugeordnet werden.
Alle oben genannten Medikamente können in Wechselwirkung mit körpereigenen Substanzen zu einer Schädigung der Magenschleimhaut führen.
Inzwischen wurden verschiedene Medikamente entwickelt (z. Bsp. Rofecoxib). Wahrscheinlich führen sie seltener zur Entstehung von Magengeschwüren, obwohl die wissenschaftliche Diskussion darüber noch kontrovers geführt wird.
Eine weitere häufige Ursache der akuten Gastritis sind schwere Krankheitszustände wie Schock, schwere Verbrennungen und Folgezustände nach großen Operationen. Nahezu alle Patienten auf Intensivstationen entwickeln Zeichen einer akuten Gastritis, bei 10 – 20 Prozent kommt es zu einer Blutung aus Geschwüren. Ursache ist bei dieser Entstehungsart in erster Linie eine Verschlechterung der Magendurchblutung, die die Schleimhaut für die Magensäure anfälliger macht.

Chronische Gastritis

Die chronische Gastritis wird nach den auslösenden Ursachen historischerweise in drei Typen unterteilt:

  • Typ A GastritisDarunter versteht man eine Gastritis, die durch autoimmune Prozesse ausgelöst wird. Als autoimmun werden Krankheiten bezeichnet, bei denen das Immunsystem aus ungeklärter Ursache körpereigene Zellen als fremd erkennt und bekämpft.
    Bei der Typ A Gastritis existieren Antikörper gegen verschiedene Zellen und Zellbestandteile der Magenschleimhaut, die eine Zerstörung dieser Zellen durch das Immunsystem hervorrufen. Die Folgen sind neben einer Änderung der Oberflächenstruktur der Magenschleimhaut eine Abnahme der Säurekonzentration des Magensaftes.
    Die Bildung eines wichtigen Stoffes („intrinsic factor“) für die Aufnahme von Vitamin B12 ist ebenfalls gestört. Daraus entsteht ein Vitamin B12-Mangel, der zu Blutbildveränderungen, Nervenschäden und psychiatrischen Erkrankungen (Gefühls- und Gleichgewichtsstörungen, Depression, etc.) führen kann. Diese entwickeln sich aufgrund der großen Speicherkapazität für das Vitamin jedoch erst nach Monaten oder Jahren. Da eine Therapie der Grunderkrankungen nicht möglich ist, richten sich die Bemühungen auf Ausgleich des Vitamin B12-Mangels. Da oral zugeführtes Vitamin B12 nicht mehr aufgenommen werden kann, muss es gespritzt werden. Dabei reicht eine drei- bis sechsmonatige Gabe aus.
  • Typ B GastritisDie Entdeckung des Bakteriums Helicobacter pylori als Auslöser der Gastritis und damit als Ursache einer Vielzahl von Magengeschwüren hat in den letzten zwanzig Jahren in der Medizin zu einem der größten Fortschritte geführt. Nicht zu Unrecht wurde dieser Forschungserfolg mit dem Nobelpreis für Medizin gewürdigt.
    Früher wurde angenommen, dass eine Gastritis und daraus entstehende Geschwüre sich in den meisten Fällen durch eine Überproduktion von Säure entwickeln. Oftmals blieben Therapien mit säurehemmenden Medikamenten wirkungslos, so dass Magenoperationen und verzweifelte Versuch, durch Nervendurchtrennung die Säureproduktion zu hemmen, in den Operationssälen der Welt an der Tagesordnung standen.
    Helicobacter pylori hat im Magen des Menschen eine Nische für sein Überleben gefunden. Es kann sich direkt auf den Zellen der Schleimhaut ansiedeln. Durch Schädigung bestimmter Magenschleimhautzellen gerät das komplexe System, das die Säure des Magensaftes kontrolliert, aus dem Gleichgewicht. Die Theorie „kein Geschwür ohne Säure“ hat also weiterhin Bestand.
    Die entscheidende Information ist jedoch, dass der hohe Säuregehalt erst durch das Bakterium möglich ist. Für den Geschwür-Patienten bedeutet dies, dass ihm eine einwöchige Antibiotikatherapie eine schwere Operation ersparen kann.
    Nun ist noch zu sagen, dass bei über 50 Prozent der Patienten, die nicht an einem Geschwür leiden, auch Helicobacter gefunden wird. Warum diese Menschen keine Magengeschwüre entwickeln, ist bisher unbekannt.
  • Typ C GastritisDarunter werden Entzündungen der Magenschleimhaut zusammengefasst, die durch chemische Irritationen hervorgerufen werden. Ursächlich kommen dabei Medikamente oder etwa ein Rückfluss von Galle in den Magen in Betracht.
    Ein Gallerückfluss findet sich bei Patienten nach Magenoperationen oder (äußerst selten) bei Verlegung des Zwölffingerdarms (z.B. durch einen Tumor). Eine Therapie besteht im Absetzen des ursächlichen Medikaments bzw. in einer Beseitigung der zugrunde liegenden Krankheit.

Peptisches Ulkus

Alle oben genannten Faktoren können zur Bildung eines oder mehrerer Geschwüre im Bereich des Magens und auch des Zwölffingerdarms führen. Am häufigsten führt das Ulkus zunächst zu Schmerzen im Oberbauch, die sowohl im nüchternen Zustand als auch nach dem Essen auftreten können. Zeichen der Blutarmut (Anämie) wie Blässe, Abgeschlagenheit und bei starker Anämie Atemnot sowie häufiges Erbrechen oder ein brettharter Bauch sind Zeichen bereits eingetretener Komplikationen, die im Folgenden erläutert werden.

Komplikationen

  • BlutungBlutungen können bereits bei kleinen Geschwüren auftreten. Leichte Blutungen verlaufen meist schleppend und bleiben entweder symptomlos oder äußern sich in einer zunehmenden Anämie (s. oben). Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „okkulten“ Blutungen. Schwerere Blutungen zeigen sich oft in einer schwärzlichen Verfärbung des Stuhls, der zudem eine ölige, klebrige Konsistenz annimmt. Man bezeichnet dies bildhaft als Teerstuhl.
    Manchmal wird das Blut sogar erbrochen. Solche schweren Blutungen sind absolute Notfallsituationen und verlangen eine schnellstmögliche Magenspiegelung, in der die Blutung gestillt werden kann. Ist dies nicht möglich, muss die Blutungsquelle operativ entschärft werden. Zudem müssen auslösende Medikamente selbstverständlich unverzüglich abgesetzt werden.
  • Narbige VerengungBei lange bestehenden Geschwüren kommt es manchmal zu narbigen Schwielen auf der Magenschleimhaut. Bei ungünstiger Lage des Geschwürs kann die Magenpassage behindert sein, was sich in Völlegefühl nach dem Essen oder regelmäßigem Erbrechen nach der Aufnahme größerer Speisemengen bemerkbar macht. In diesen Fällen ist eine operative Durchtrennung der Narbenstränge häufig die einzig hilfreiche Therapie.
  • MagendurchbruchEin Geschwür kann die gesamte Magenwand durchdringen und dann entweder in benachbarte Strukturen vordringen oder in die freie Bauchhöhle durchbrechen (gedeckte oder offene Perforation).
    Gerade letzteres führt zu einer akuten Verschlechterung der Krankheit, da sich eine schwere Bauchfellentzündung (Peritonitis) entwickelt. Es kommt zu schwersten Schmerzen, einer Abwehrspannung der Bauchmuskulatur und zu einer Verschlechterung der Kreislaufsituation (Schwindel, Kaltschweißigkeit).
    Bei gedeckter Perforation sind die Symptome meist nicht ganz so ausgeprägt, trotzdem machen beide Situationen eine sofortige Operation mit Deckung des Defektes und Spülung der Bauchhöhle unumgänglich.

Entgegen einer weit verbreitenden Meinung entarten Magengeschwüre nie bösartig. Bei solchen Beobachtungen handelt es sich vielmehr um Magen-Karzinome, die zunächst als Geschwüre fehldiagnostiziert wurden.

Diagnostik

Wichtigstes diagnostisches Mittel ist die Magenspiegelung. Dabei kann eine Blutung gleich durch Unterspritzung mit Gewebeklebern und gefäßverengenden oder -verödenden Medikamenten zum Stillstand gebracht werden. Zudem werden verschiedene Tests zum Nachweis von Helicobacter pylori durchgeführt. Schließlich werden Gewebeproben aus dem Geschwür entnommen, um ein Magen-Karzinom auszuschließen und Material für den Nachweis von Helicobacter zu gewinnen.

Therapie des unkomplizierten Ulkus

Das unkomplizierte Ulkus wird entsprechend der zugrunde liegenden Ursache therapiert.

Bei Nachweis von Helicobacter erfolgt eine so genannte „Eradikationstherapie“. Darunter versteht man eine Kombination aus zwei Antibiotika und einem Säureblocker, die über sieben Tage eingenommen wird. Anschließend kann anhand eines speziellen Atemtests eine Aussage über den Therpieerfolg gemacht werden, was dem Patienten eine unnötige Magenspiegelung erspart. Diese muss allerdings nach acht Wochen erfolgen.
Bis dahin nicht abgeheilte Geschwüre sind als karzinomverdächtig anzusehen und sollten einer gründlichen feingeweblichen Untersuchung zugeführt werden.


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