Schlaf und Schlafstörungen

Die Erkenntnis, dass Schlaf weit mehr ist als eine periodische Phase herabgesetzten Bewusstseins, ist keineswegs so alt wie weithin angenommen.

Erst Mitte der 50er Jahre wurde damit begonnen, dem Zustand, der etwa ein Drittel unseres Lebens ausmacht, auch wissenschaftliches Interesse entgegenzubringen. Der Schlaf tritt periodisch ein und dauert beim Erwachsenen durchschnittlich 7 bis 8 Stunden. Wie genau der Schlaf gesteuert wird, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es scheint aber, dass das in der Zirbeldrüse (Epiphyse) gebildete Hormon Melatonin eine entscheidende Rolle beim Schlaf-Wach-Rhythmus spielt.

Der Schlaf hat für den Körper wichtige funktionelle Bedeutung. Erkennbar wird dies daran, dass Schlafstörungen oder künstlicher Schlafentzug zu stärksten Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Abläufe führt. Ein Schlafentzug über mehrere Tage kann zu schweren Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, ja sogar Krampfanfällen führen, die mitunter tödlich enden können.

Wie läuft der normale Schlaf ab?

Der Schlaf folgt nach heutigen Erkenntnissen einem genauen Schema. Während des Schlafes durchläuft der Mensch verschiedene Schlafphasen unterschiedlicher Schlaftiefe.
Man unterscheidet dabei grundsätzlich REM von Non-REM-Schlaf. REM steht für Rapid Eye Movement (Schnelle Augenbewegungen). Charakteristisch für den REM-Schlaf ist, dass sich die Augen in dieser Schlafphase stark und schnell bewegen. Während des REM-Schlafes ist die Traumaktivität des Menschen am größten. Vor den Augen des Schlafenden läuft gewissermaßen ein Film ab. Ob dies für die Augenbewegungen verantwortlich ist, ist jedoch letztlich nicht eindeutig geklärt. Der Non-REM-Schlaf wird wiederum in vier Schlafphasen unterteilt, in denen es zu einem stetigen Abfall der Hirnaktivität kommt und die vom leichten Schlaf (Stadium I) bis zum Tiefschlaf (Stadium IV) reichen.

Am Anfang des Schlafes steht eine Einschlafphase variabler Dauer. In dieser Phase liegt der Mensch bequem, schließt die Augen und entspannt sich zusehends. In dieser Phase kommt es nach einer gewissen Zeit zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz, die Atmung wird tief und regelmäßig und die Muskeln beginnen zu erschlaffen. Gleichzeitig kann in den Hirnströmen ein Übergang der für den Wachzustand typischen Betawellen in einen langsameren Alpharhythmus registriert werden. Ein Erwecken ist in dieser Phase durch minimale Reize noch sehr leicht möglich, wobei sich sofort wieder ein Betawellenmuster einstellt.
An die Einschlafphase schließt sich das Stadium I des Non-REM-Schlafes an. Diese Phase dauert nur wenige Sekunden bis Minuten und ist gekennzeichnet durch eine weitere Entspannung der Muskulatur. Diese Entspannung kann mitunter von recht heftigen Muskelzuckungen (Kloni) begleitet sein. Die Einschlafkloni sind neben den Lidkloni die einzigen Kloni, die auch bei Gesunden beobachtet werden.
In der folgenden Schlafphase (Stadium II) wird wieder eine leicht gesteigerte Hirnaktivität beobachtet. Jetzt kommt es erstmals zu einer Traumaktivität. Dabei handelt es sich meist um Aufarbeitung des während des Tages Erlebten. Konflikte werden während dieser Phase im Traum thematisiert. Bei größeren psychischen Belastungen kann sich das Stadium II sehr stark verlängern – auf Kosten der anderen, tieferen Schlafphasen. Der Schlaf wird dann als deutlich weniger erholsam wahrgenommen. Stadium III unterscheidet sich nicht grundlegend von Stadium II und kann als Übergang in den Tiefschlaf (Stadium IV) verstanden werden.

Der Tiefschlaf ist die Phase größter körperlicher Erholungsprozesse. Die Muskulatur hat jetzt einen maximalen Entspannungsgrad erreicht. Augenbewegung werden praktisch überhaupt nicht mehr registriert. Das Aufwachen aus dem Tiefschlaf ist äußerst mühsam und man benötigt einige Zeit zur Orientierung. Oft schläft man umgehend wieder ein und kann sich am nächsten Morgen nicht einmal an das Erwecken erinnern.
An die ein- bis zweistündige Tiefschlafphase schließt sich der erste REM-Schlaf an. Es ist die Phase intensivsten Träumens. Der REM-Schlaf ist für einen erholsamen Schlaf von ähnlicher Bedeutung wie der Tiefschlaf. Dass der Schlaf nach exzessivem Alkoholgenuss („Rausch ausschlafen“) nicht sehr erholsam ist, liegt an dem REM-Schlaf-Verlust. Während des REM-Schlafs befindet sich der Körper in einer Art Lähmungszustand. Bedenkt man die doch beträchtliche Verletzungsgefahr im Falle einer körperlichen Ausführung der lebhaften Trauminhalte, wird die Notwendigkeit dieser Lähmung verständlich.
Der Körper durchläuft die verschiedenen Schlafphasen mehrmals hintereinander, wobei auf eine REM-Phase wieder ein Stadium III folgt, das über ein Stadium II wieder in einen Leichtschlaf übergeht. Die Tiefschlafphase wird während eines normalen Schlafes lediglich zwei Mal erreicht. In den anderen Zyklen geht das Stadium III direkt in den REM-Schlaf über. Die Dauer der REM-Phasen nimmt im Laufe der Nacht zu. Während die erste Phase lediglich wenige Minuten währt, können die letzten Phasen vor dem Aufwachen über eine Stunde lang sein.

Schlafstörungen

Viele Menschen leiden an Schlafstörungen. Man unterscheidet dabei prinzipiell Einschlaf- von Durchschlafstörungen.

Dauerhafte Störungen des Schlafes führen zu einer allgemeinen Tagesmüdigkeit, einer verminderten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und begünstigen das Auftreten von Infekten und anderen Erkrankungen.
Ursachen für Schlafstörungen gibt es viele. Häufig ist Stress bzw. das „Mit-ins-Bett-Nehmen“ von Problemen Grund für einen wenig erholsamen Schlaf. Bei Einschlafstörungen nehmen viele Patienten mehr oder weniger regelmäßig Schlafmittel ein. Diese Praxis sollte jedoch unbedingt vermieden werden, da viele der verwendeten Medikamente zwar das Einschlafen ermöglichen, aber die Schlafqualität herabsetzen. Zudem haben viele Stoffklassen (z. B. Benzodiazepine) ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotenzial.

Weitere Gründe für Einschlafstörungen sind allgemeiner Natur. Genannt seien in diesem Zusammenhang zu reichliche Nahrung unmittelbar vor dem Einschlafen, übermäßiger Alkoholgenuss, unangemessene Raumtemperatur (empfohlen werden 16-18° C), zu harte oder zu weiche Matratze, etc.

Durchschlafstörungen finden sich bei Schlafunterbrechung infolge von starkem Harndrang, Alpträumen oder Angstzuständen. Wichtig ist in jedem Fall eine Abklärung der Schlafstörung durch den Arzt. Vor allem bei älteren Menschen muss bei Schlafstörungen immer auch eine Depression in die diagnostischen Überlegungen einfließen.
In den meisten Fällen helfen jedoch allgemeine Maßnahmen, um einen geregelten Schlaf zu erreichen. Zwei Stunden bevor man sich schlafen legt, sollte man aufs Essen verzichten. besser ist es, sich vor dem Schlafen etwas an der frischen Luft zu bewegen (Spaziergang). Körperliche Höchstleistungen (Sport) sind vor dem Schlafen allerdings zu vermeiden, da sie den Kreislauf zu stark aktivieren und dadurch das Einschlafen wieder erschweren können.

Das Zimmer sollte vor dem Schlafen gut gelüftet werden. Wenn möglich empfiehlt es sich, das Fenster über Nacht einen Spalt weit offen zu lassen, um einen Sauerstoffaustausch zu ermöglichen. Viele Menschen profitieren vor dem Einschlafen vom Lesen eines Buches.

Generell kann gesagt werden, dass Einschlafrituale den Schlaf fördern. Sollte es einmal mit dem Einschlafen nicht klappen, so empfiehlt es sich nicht, es mit Gewalt zu versuchen. Besser ist, man steht noch einmal auf, beschäftigt sich ein wenig und versucht es eine halbe Stunde später noch einmal.

Manchmal kann das Trinken einer heißen Milch mit Honig als Hausmittel wahre Wunder bewirken. Versagen diese Maßnahmen über einen längeren Zeitpunkt regelmäßig, so ist eine ärztliche Abklärung unbedingt anzuraten. Falls mit den gängigen Untersuchungen kein Auslöser ermittelt werden kann, sollte die Überweisung an ein Schlaflabor in Erwägung gezogen werden.


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