Gingivitis und Parodontitis

Der Zahn wird beim Menschen von einem Zahnhalteapparat befestigt. Der Zahnhalteapparat wird medizinisch als Parodontium bezeichnet und ist aus verschiedenen Strukturen aufgebaut. Grundlage bildet der Alveolarknochen, der einen Teil des Kieferknochens darstellt. Durch Wurzelzement und -haut ist der Zahn im Alveolarknochen verankert.
Über diesen liegt das Zahnfleisch (Gingiva), das auch Teil des Parodontiums ist. Sowohl Zahnfleisch als auch die übrigen Teile des Parodontiums können entzündliche Veränderungen aufweisen. Man spricht dann von Gingivitis bzw. Parodontitis. Leider wird oft auch fälschlich der Begriff „Parodontose“ verwendet. Die Endung „-ose“ in medizinischen Begriffen setzt aber einen degenerativen Hintergrund voraus, was bei der entzündlichen Ursache dieser Erkrankung nicht zutrifft.

Wie entsteht eine Gingivitis?

Die Entzündung des Zahnfleisches ist in der Regel Folge einer mangelnden Mundhygiene. Es kommt zur Ablagerung einer bakteriellen Schicht auf den Zähnen (Biofilm). Die Bakterien haften durch Bildung einer Art von Gewebeklebstoffen sehr fest an den Zähnen. Innerhalb weniger Tage entwickelt sich so aus dem Biofilm eine organisierte Plaque. Die Plaque kann durch Aufnahme gelöster Mineralstoffe aus dem Speichel zum Zahnstein werden. Der Zahnstein bildet aufgrund seiner Oberfläche einen optimalen Ort zur Anlagerung weiterer Bakterien.
Die Bakterien bilden durch Fermentation von Nahrungsbestandteilen stetig Gifte (Toxine), die die eigentliche Ursache der Zahnfleischentzündung darstellen. Die Entzündung muss als Abwehrmechanismus des Körpers auf die Toxine gewertet werden. Durch eine Steigerung der Durchblutung und einer vermehrten Durchlässigkeit der Blutgefäße wird die Einwanderung von Abwehrzellen in den entzündlich veränderten Bereich begünstigt. Beide Mechanismen sind Grundlage der Blutungstendenz bei der Gingivitis. Stress, Alkoholgenuss und Rauchen verschlechtern die Symptomatik zusätzlich.
Es gibt weitere Formen der Gingivitis, die sich von der Entstehungsursache deutlich unterscheiden, allerdings sehr selten sind. Eine Gingivitis mit überschießender Bildung von Gewebe (Gingivahyperplasie) kommt im Rahmen einer Medikation mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin A, Blutdrucksenkern vom Nifedipin-Typ und anderen Medikamenten vor.
Bei Leukämien kann es durch Infiltration mit weißen Blutkörperchen ebenfalls zu einer ähnlichen Erscheinung kommen. Allgemeine Störungen der Immunsituation, wie sie beispielsweise bei einer AIDS-Erkrankung auftreten, können mitunter sehr schwere Zahnfleischentzündungen (nekrotisierende Gingivitis) auslösen.
Eine Gingivitis kann letztlich auch Folge einer lokalen mechanischen Überbeanspruchung sein. Dies ist z. B. oft beim erstmaligen Einsatz von Zahnseide oder Verwendung zu harter Zahnbürsten der Fall. Die Gingivitis ist dann jedoch lediglich von vorübergehender Dauer.

Welche Symptome verursacht eine Gingivitis?

Leitsymptome der Gingivitis sind Blutung (spontan, bei Berührung), Schmerzen sowie Schwellung und Rötung.

Ist eine Gingivitis harmlos?

Selbstverständlich sind Gingivitiden, die lediglich Erscheinungen schwerer Allgemeinerkrankungen (AIDS, Leukämie) sehr ernst zu nehmen. Aber auch bei den häufigen bakteriell hervorgerufenen Gingivitiden sollte keineswegs eine verharmlosende Haltung eingenommen werden.
Problem bei der Gingivitis ist, dass sie im chronischen Zustand zu einer Mitbeteiligung der anderen parodontalen Strukturen führen kann. Es entwickelt sich dann zunächst in Schleimhauttaschen ein chronisch schwelender Entzündungsprozess, der zu einem Rückgang des Zahnfleisches führen kann. Letztlich bleibt es nicht beim Rückgang des Zahnfleisches. Vielmehr entwickelt sich ein zunehmender Substanzverlust des Zahnstützgewebes, der schließlich einen deutlichen Alveolarknochenschwund nach sich zieht. Im Extremfall kann dies zum Verlust eines eigentlich gesunden Zahnes führen, auch wenn aufgrund der mangelnden hygienischen Verhältnisse eine Karies häufig begleitend vorliegt.

Wie wird eine Parodontitis diagnostiziert?

Zur Diagnose dienen zahnärztliche Untersuchungen wie die Sondierung und Bestimmung von eventuell vorhandenen Taschen, Blutungsneigung des Zahnfleisches, Ablagerungen im Sinne von Plaques oder Zahnstein. Ein Röntgenbild gibt Hinweise auf Lockerungssäume, Alveolarknochenschwund und eventuell vorhandene Knochentaschen.

Was kann man gegen eine Parodontitis tun?

Die wichtigste Maßnahme ist die Prophylaxe. Durch eine effektive Mundhygiene kann der Entwicklung einer Parodontitis wirkungsvoll entgegengewirkt werden.
Ist es einmal zu einer Parodontitis gekommen, muss eine Parodontose-Behandlung erfolgen. Eine Mitarbeit des Patienten ist für den Behandlungserfolg unumgänglich. Verbessert er seine Mundhygiene nicht, werden erneute Entzündungen regelhaft beobachtet.
Die Behandlung zielt vor allem auf die Sanierung von Taschen durch Säuberung und auf das Entfernen von Plaques und harter Zahnbeläge ab. In weiter fortgeschrittenen Stadien müssen chirurgische Maßnahmen eingesetzt werden. Dabei können Taschen eröffnet und mit Knochenmaterial aufgefüllt werden oder Schleimhautübertragungen auf nicht bedeckte Zahnanteile erfolgen.
In schweren Fällen von Alveolarknochenschwund muss gegebenenfalls ein kieferchirurgischer Knochenaufbau durchgeführt werden, um einen Zahnverlust noch abwenden zu können.


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