Übergewicht bei Kindern

Übergewicht bei Kindern ist ein Problem von zunehmender gesundheitsökonomischer Bedeutung.

Noch nie waren so viele Kinder und Jugendliche übergewichtig wie heute. Die Daten zur genauen Anzahl übergewichtiger Kinder sind uneindeutig. In verschiedenen Studien wird von 10 bis 30 % übergewichtigen Kindern ausgegangen.

Übergewicht wird von den betroffenen Kindern, Eltern und leider auch manchen Ärzten ungerechtfertigter Weise oft bagatellisiert. Dabei ist es gesichert, dass das Übergewicht von Kindern zu Erkrankungen wie Diabetes mellitus, des Herz-Kreislaufsystems und bestimmten Krebserkrankungen führen kann. Zudem ist Übergewicht nicht nur in der Kindheit, sondern auch im Rahmen der Pubertät und des jungen Erwachsenenalters für Betroffene mit psychischen Belastungen verbunden, da sie in vielen gesellschaftlichen Bereichen (Sport, Partnersuche, Diskriminierungen in der Schule) ausgegrenzt werden.


Wie kommt es bei Kindern zu Übergewicht?

Prinzipiell kann man sagen, dass das Übergewicht ein Bilanzproblem darstellt, d.h. es besteht ein Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr (Essverhalten) und -verbrauch (körperliche Aktivität).
Diese Beziehung ist allerdings einigen Einflussfaktoren unterworfen. Dazu gehören neben genetischer Veranlagung auch sozialer Status und Gewicht der Eltern. Es hat sich gezeigt, dass vorschnelle Verteufelungen wie „Fast Food ist Schuld“ oder „stundenlanges Fernsehen ist Schuld“ zu kurz gegriffen sind und wissenschaftlichen Untersuchungen in der Regel nicht standhalten.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren im Übergewicht mündet. Die zwei gesichertsten Risikofaktoren für die Entstehung von kindlichem Übergewicht sind dabei bei den Eltern zu suchen. So sind auffallend viele Kinder aus Familien übergewichtig, bei denen die Eltern lediglich Hauptschulabschluss haben.
Bei einem übergewichtigen Elternteil ist das Risiko für Übergewicht beim Kind ebenfalls erhöht. Noch höher ist dieses Risiko, wenn dies bei beiden Elternteilen der Fall ist. Die Effekte aus sozialem Status und Übergewicht der Eltern können kombiniert vorliegen, so dass Kinder, deren Eltern von niedrigem Sozialstatus und übergewichtig sind, am häufigsten an Übergewicht leiden. Ob für diese Beobachtungen genetische Ursachen oder Umwelteinflüsse (Erziehung, Lernen am Modell) verantwortlich sind, ist letztlich nicht endgültig geklärt. Man geht davon aus, dass beide Faktoren beteiligt sind.
Die Brisanz dieser Ergebnisse ist offensichtlich. Dem Überangebot an Nahrung stehen ein unkritisches Konsumverhalten sowie der elterliche Rückzug aus der Erziehung zur Seite. Obwohl der Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Körpergewicht nicht neu ist, erreichen diese Erkenntnisse in Zeiten der Pisa-Studie und alarmierender Zahlen aus den USA eine neue Bedeutung.


Unstrittig ist, dass die Aktivität (in Form von Bewegung) der Kinder durchschnittlich immer mehr abgenommen hat. So verbringt heute eine große Zahl von Kindern viel Zeit vor Fernsehgeräten, Computern und Videospielkonsolen. Gleichzeitig ist Nahrung (darunter auch Süßigkeiten, Salzgebäck, Fast Food) im Überfluss vorhanden und für viele Kinder leicht zugänglich. Diese Tatsachen führen auf beiden Seiten der Energiebilanz (Zufuhr und Verbrauch) zu einer Verschiebung der Gleichung mit der Folge eines erhöhten Übergewichtsrisikos.
Auch hier belegen Studien, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Sozialstatus und körperlicher Inaktivität gibt.

Wie erkenne ich, ob mein Kind übergewichtig ist?

Das Gewicht wird am besten anhand des Body Mass Index (BMI) beurteilt, der sich aus dem Quotient aus Körpergewicht [kg] durch Körpergröße zum Quadrat [m2] ergibt.
Da sich Kinder noch in der Entwicklungs- und Wachstumsphase befinden, die in unterschiedlichem Alter Schübe beinhaltet, wird der BMI anhand von Normogrammen beurteilt.
Normogramme sind Diagramme, an denen sich innerhalb einer gewissen Bandbreite die Normalität zwischen Körpergröße und -gewicht beurteilen lässt. Jeder Kinderarzt verfügt über entsprechende Normogramme und kann so das Gewicht eines Kindes zutreffend beurteilen.
Für Eltern hat sich eine einfache, grob orientierende Methode bewährt. Dazu nimmt man die Haut am Rücken des Kindes zwischen Daumen und Zeigefinger. Ist die Haut dicker als der Zeigefinger, so sollte eine Abklärung erfolgen.

Wie kann ich bei meinem Kind der Entstehung von Übergewicht vorbeugen?

Es hat sich gezeigt, dass vorbeugende Maßnahmen schwierig und leider nur selten von nachhaltigem Erfolg sind, da es oftmals am Bewusstsein für das Problem mangelt. Hilfreiche Maßnahmen sind eine ausgewogene Ernährung, die genügend Obst und Gemüse beinhaltet.
Auf Süßigkeiten und Fast Food muss nicht verzichtet werden. Der Verzehr dieser Nahrungsmittel sollte jedoch ebenfalls bewusst erfolgen und nicht die Hauptnahrungsquelle darstellen. In Bezug auf die Ernährung ist dabei wichtig, dass dem Kind ein verantwortungsvoller Umgang mit seiner Ernährung vorgelebt wird. Zudem hat es sich als sinnvoll erwiesen, Medienzeiten (Fernsehen, Computer) für Kinder zu begrenzen (nicht mehr als 1 bis 2 Stunden pro Tag), um deren Aktivität zu fördern. Die Anmeldung eines Kindes bei Sportvereinen ist nicht nur aus dem Gewichtsaspekt heraus empfehlenswert, sie stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes und fördert die soziale Entwicklung. Man sollte darauf achten, dass die gewählte Sportart dem Kind Spaß bereitet und den natürlichen Bewegungstrieb der Kinder unterstützt.

Was kann ich tun, wenn mein Kind übergewichtig ist?

Wichtig ist zunächst einmal, dass sich ein Bewusstsein für die Problematik bei Eltern und Kind entwickelt. Dies ist gerade bei übergewichtigen Eltern nicht leicht zu erreichen.
Man sollte eine Gewichtsreduktion immer nach Absprache mit einem Arzt durchführen, optimalerweise in Zusammenarbeit mit einem Diätberater. Von eigenständigen Diätversuchen ist im Kindesalter Abstand zu nehmen, da sich in der Wachstumsphase Fehl- und Mangelernährungen äußerst negativ für die Entwicklung des Kindes auswirken können. Die Gewichtsreduktion sollte neben einer realistischen Ernährungsumstellung auch durch eine Steigerung der sportlichen Aktivität erreicht werden.
In schweren Fällen muss die Gewichtsreduktion unter stationären Bedingungen erfolgen. Leider sind geschulte Zentren in Deutschland nicht sehr verbreitet. Unabdingbar ist vor Antritt eine ärztliche Begutachtung des Kindes, damit eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung gewährleistet werden kann. Grundsätzlich kommen in verzweifelten Fällen auch bei Kindern medikamentöse oder gar operative Maßnahmen (künstliche Magenverkleinerung) in Betracht. Sie stellen aber Methoden der letzten Wahl dar und sollten erst nach reiflicher Überlegung und Versagen aller anderen Therapieoptionen angewendet werden.


Diese Informationen stellen keinen Ersatz für die professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte dar. Der Inhalt von www.burg-apotheke-pilz.de kann und darf nicht dazu dienen, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Medikamente sollten niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.