Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen

Das Kind ist in seiner Wachstums- und Entwicklungsphase für Störungen besonders anfällig. Störungen einer Entwicklungsstufe wirken sich zudem oft gravierend auf die weitere Entwicklung des Kindes aus.
So führen z.B. Schwachsichtigkeiten eines Auges zu einer verminderten Reifung des für dieses Auge zuständigen Hirnareals. Gleichzeitig haben viele Behandlungen vor Abschluss der Entwicklung die größte Aussicht auf Erfolg.

Dies wird ebenfalls anhand des Beispiels der Schwachsichtigkeit deutlich. Ist es aufgrund der Schwachsichtigkeit bereits zu einer verminderten Ausbildung des Hirnareals gekommen, so führt selbst eine dann eingeleitete Therapie der Augenerkrankung häufig nicht mehr zu einer erheblichen Verbesserung der Sehfähigkeit. Der optimale Therapiezeitpunkt wurde verpasst.
Einer frühzeitigen Diagnose von Entwicklungsverzögerungen oder -störungen kommt daher in zweierlei Hinsicht eine große Bedeutung zu. Dieser Erkenntnis trägt die Verankerung von 10 Vorsorgeuntersuchungen (U1-10) vom Neugeborenen bis zum frühen Jugendlichenalter in den Katalog von den Krankenkassen bezahlter prophylaktischer Maßnahmen Rechnung.

Impfungen bilden eine weitere wichtige Säule der Vorsorgeuntersuchungen. Sie sind wohl eines der effektivsten und besten Mittel zur Krankheitsverhinderung, das die moderne Medizin kennt.
Die Impfungen erfolgen nach einem bestimmten Plan und Impfempfehlungen werden von der „Ständigen Impfkommission“ (STIKO) in regelmäßigen Abständen neu beurteilt und den Veränderung in Erkenntnissen oder Krankheitsgefährdungen angepasst. So wurden Mitte der siebziger Jahre die Pocken offiziell für ausgerottet erklärt und dementsprechend auf eine Impfung nachfolgender Generationen verzichtet.
Neben dem individuellen Schutz, den Impfungen bieten, sind sie auch von großer epidemiologischer Bedeutung. Ein geimpftes Individuum unterbricht die Infektionskette, so dass dies zur Eindämmung der Krankheitsverbreitung beiträgt. Diese Tatsache erklärt, weshalb zur Elimination einer Erkrankung kein hundertprozentiger Impfschutz der Bevölkerung notwendig ist. Je nach Übertragbarkeit der Krankheit reicht eine 80- bis 90-prozentige Impfverteilung aus. Leider sinkt die Akzeptanz für Impfungen in der Bevölkerung ständig ab. Dies ist nicht zuletzt auf Desinformation, unqualifizierte und unbelegte Behauptungen über Impfrisiken zurückzuführen, wie sie von manchen Medien nur allzu gerne aufgegriffen werden.

Generell gilt, dass Impfnebenwirkungen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle auf örtliche Symptome (Rötungen, leichte Schmerzen) begrenzt sind. Bei bestimmten Impfungen (Diphtherie, Tetanus, Influenza) werden selten allergische Reaktionen beobachtet, die im Allgemeinen harmloser Ausprägung sind. Auch zu Abgeschlagenheit und Fieber kann es bei einigen Impfungen kommen.
Die orale Impfung gegen Poliomyelitis epidemica (Kinderlähmung, kurz: Polio) nach Sabin wird heute nicht mehr durchgeführt, da das geimpfte Kind infektiös war und es in äußerst seltenen Fällen (1:15 Millionen!) bei nicht geimpften Kontaktpersonen zu einer Erkrankung kam. Zudem steht mit der Polio-Impfung nach Salk eine sehr gut verträgliche, ungefährliche Alternative zur Verfügung.
In einer jüngst veröffentlichen Erklärung haben sich sämtliche Autoren von einer vor einigen Jahren veröffentlichen Studie distanziert, die Impfungen mit dem Auftreten von kindlichem Autismus in Verbindung gebracht hatte.

Ein weiteres oft gebrachtes Argument der Impfgegner ist, dass Impfungen keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Erkrankung darstellen. Dies ist richtig. Die Effektivität von Impfungen liegt aber regelhaft über 95 %. Zudem verhindert selbst ein unzureichender Impfschutz oft schwere Verläufe einer Infektionskrankheit, so dass selbst dann eine Legitimation der Impfung gegeben wäre.
Die von einigen Menschen verbreitete Ansicht, dass Kinder zur Stärkung des Immunsystems mit den Krankheiten konfrontiert werden müssten und Impfungen mitverantwortlich für die Entstehung von Allergien seien, kann man nur als unverantwortlich und vollkommen unbelegt bezeichnen. Der menschliche Organismus setzt sich im Laufe des Lebens ohnehin mit einer unüberschaubaren Zahl verschiedenster Krankheitserreger auseinander. Warum er dies zusätzlich mit potenziell tödlichen und durch Impfung verhinderbaren Erkrankungen tun soll, bleibt unbegreiflich.
Zusammenfassend wird klar, dass der Nutzen von Impfungen deren Nebenwirkungen bei weitem übersteigt. Nichts ist für einen Mediziner schlimmer, als ein Kind an einer Infektionskrankheit sterben zu sehen, die durch eine Impfung hätte verhindert werden können.

Vorsorgeuntersuchungen

Die U1 erfolgt unmittelbar nach der Geburt und dient der Beurteilung der kindlichen Reife. Dazu werden einige Reifezeichen (Ausbildung des Ohrmuschelknorpels, der Fingernägel, der Haut, etc.), die im Pertussa-Score zusammengefasst werden, sowie der so genannte Apgar-Score herangezogen. Der Apgar-Score berücksichtigt die Atmung, Herzfrequenz, Hautfärbung, die Motorik und die Reflexe des Neugeborenen und dient so der Beurteilung des kindlichen Gesundheitszustandes.

In der nach der ersten Lebenswoche durchgeführten U2 werden anhand einer Blutuntersuchung gefährliche Stoffwechselstörungen der Schilddrüse, der Aminosäuren (Phenylketonurie) und des Zuckers (Galaktosämie und Fructosämie) nachgewiesen bzw. ausgeschlossen, um gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten. Zur U2 gehört neben einer klinischen Untersuchung mit Beurteilung der Motorik und der Reflexe auch eine Ultraschalluntersuchung des Hüftgelenks. Dadurch kann eine Entwicklungsstörung der Hüfte (Hüftdysplasie) frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Im Rahmen der U2 wird auch die Rachitis- (Vitamin D) und Kariesprophylaxe (Fluoride) begonnen.

Im Rahmen der U3 (4. bis 6. Woche) erfolgt eine weitere klinische Untersuchung mit Dokumentation von Größe und Gewicht, ein auffälliger Hüftbefund aus der U2 wird kontrolliert.

Im 3. bis 4. Lebensmonat erfolgt die U4, bei der zum ersten Mal das Seh- und Hörvermögen des Kindes beurteilt wird. Gleichzeitig werden die Eltern hinsichtlich der optimalen Ernährung beraten.

Seh- und Hörprüfung werden im 6. Monat zur U5 erneut wiederholt, ein eventuelles Schielen wird erkennbar und muss dann behandelt werden. Die klinische Untersuchung bezieht jetzt auch die geistige Reifung mit ein.

Auch bei der 6. Vorsorgeuntersuchung U6 wird die Entwicklung des Hör- und Sehvermögens beurteilt, zudem gilt die Aufmerksamkeit jetzt der motorischen Entwicklung (Stehen, Sitzen) und der Sprachentwicklung.

Mit 2 Jahren wird das Kind bei unauffälligen Befund erneut untersucht (U7). Hier richtet sich das Augenmerk besonders auf Veränderungen des Skelett- und Bewegungsapparates (Wirbelsäule, Füße, Becken).

Im 4. Lebensjahr erfolgt die U8, bei der nochmals eine gründliche Untersuchung des Kindes erfolgt. Neben Seh-, Hör-, und Sprachvermögen wird auch auf Verhaltensauffälligkeiten geachtet.
Bei entsprechendem Befund wird die Kindergartenreife bescheinigt.

Ein bis zwei Jahre später wird der Gesundheitszustand in der U9 erneut beurteilt. Besondere Beachtung findet die sprachliche und motorische Entwicklung und das soziale Verhalten des Kindes. Es wird eine Urinuntersuchung und eine Blutdruckmessung durchgeführt. Die Schulreife des Kindes wird beurteilt.

In der ab dem 10 Lebensjahr durchzuführenden U10 wird der Impfschutz überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt. Es erfolgt eine erneute Blutdruckmessung sowie eine Blut- und Urinuntersuchung. Zudem wird auf eventuelle Schulprobleme eingegangen.

Impfungen

Die empfohlenen Impfungen erfolgen nach einem Impfkalender zu bestimmten Zeitpunkten und werden im Impfbuch des Kindes dokumentiert. Von der STIKO empfohlen und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden für alle Kinder Impfungen gegen

  • Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), und Tetanus (DPT-Kombinationsimpfung)
  • Masern, Mumps und Röteln (MMR-Kombinationsimpfung)
  • Poliomyelitis
  • Hämophilus influenzae Typ B (HIB)
  • sowie seit einigen Jahren auch gegen Hepatitis B.


Für die Hepatitis B existiert ein Kombinationsimpfstoff, der auch gegen die Hepatitis A schützt. Dieser Kombinationsimpfstoff wird in der Regel eingesetzt, auch wenn eine Hepatitis-A-Impfung nicht unbedingt erforderlich ist.

Impfzeitpunkte DPT 3 Impfungen im Abstand von 4 Wochen ab dem 3. Lebensmonat. 4. Impfung nach einem Jahr. Im 6. Lebensjahr Auffrischung des Tetanus- und Diphtherieschutzes durch Td-Impfstoff. HIB 2 Impfungen simultan zur 1. und 3. DPT-Impfung. 3. Impfung zusammen mit der 4. DPT-Impfung nach einem Jahr. Poliomyelitis 1. Polioimpfung nach Salk ab dem 3. Lebensmonat. Wiederholung im 6. und 12. Lebensmonat. Auffrischung im 10. Lebensjahr. Hepatitis B 1. Impfung innerhalb der ersten drei Monate. Erneute Impfung im 6. und 12. Monat. Kontrolle des Impfschutzes (Titerbestimmung) mit eventueller Auffrischung alle 10 Jahre. MMR Erste Impfung nicht vor dem 15. Lebensmonat. 2. Impfung nach 6 Jahren. Der Rötelnimpfschutz wird bei Frauen vor Eintritt in das gebärfähige Alter überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt.


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