Empfängnisverhütung

Die Empfängnisverhütung (Kontrazeption) stellt ein wichtiges Instrument der modernen Lebensplanung und -führung dar.

Vor der Entdeckung effektiver Maßnahmen zur Kinderplanung war vor allem das Leben der Frau von einer großen Anzahl von Schwangerschaften geprägt. Dabei sind Verhütungsmethoden bereits seit langem bekannt. Bereits im Mittelalter wurden Kondome aus Tierdärmen und -häuten verwendet. Die wahrscheinlich älteste Verhütungsmethode ist allerdings der Coitus interruptus, d. h. das Herausziehen des Penis vor dem Samenerguss.

Insgesamt waren diese Verhütungsmaßnahmen jedoch wenig verbreitet und auch zu ineffektiv. Einen wahren Quantensprung erfuhr die Geschichte der Empfängnisverhütung in den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Einführung der „Pille“. Diese von der Frauenbewegung als gefeierte und von Sittenwächtern in gleichem Maße verteufelte Verhütungsmethode ist auch heute noch eine der häufigsten und gleichzeitig sichersten.

Wie wird die Sicherheit von Verhütungsmethoden beurteilt?

Ein für die Effektivität von Verhütungsmethoden häufig verwendeter Maßstab ist der so genannte „Pearl Index“ (PI). Der Pearl Index beziffert die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften bezogen auf 1200 Monate der Anwendung. Dies entspräche 100 Jahre gebärfähigen Alters.

Anschaulicher ist die Betrachtung des PI als Maßzahl für die Schwangerschaften, die auftreten, wenn 100 Frauen ein Jahr lang mit der entsprechenden Methode verhüten. Interessanterweise fließen in den PI weder Häufigkeit sexueller Kontakte noch Anwendungsfehler ein. Bei Verzicht auf jegliche Verhütungsmethoden geht man von einem PI von etwa 80 aus, d. h. Von hundert Frauen, die nicht verhüten, werden innerhalb eines Jahres 80 schwanger.

Welche Arten von Verhütungsmaßnahmen gibt es?

Prinzipiell unterscheidet man drei Arten von Verhütungsmethoden, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen.

„Natürliche“ Verhütung

Entsprechend des hormonellen Zyklus der Frau, kann eine Schwangerschaft nur an bestimmten Tagen im Monat erfolgen. Das Konzeptionsoptimum liegt bei Frauen am Tag des Eisprungs vor. Aufgrund der Haltbarkeit der Spermien kann auch zwei bis drei Tage vor dem Eisprung eine Befruchtung erfolgen.
Schon bald nach dem Eisprung ist eine Befruchtung nicht mehr möglich, so dass es nur an etwa drei bis fünf Tagen im Monat überhaupt zu einer Schwangerschaft kommen kann. Die natürliche Verhütung zielt auf eine Konzentration der sexuell aktiven Phase auf die unfruchtbaren Tage mit Enthaltsamkeit an den fruchtbaren Tagen ab. Dazu muss die Frau jedoch über ihre fruchtbaren Tage Bescheid wissen. Dies gelingt am ehesten bei Frauen mit regelmäßigem Zyklus. Erfahrungsgemäß sind daher natürliche Verhütungsmaßnahmen bei jungen Frauen und Mädchen nicht geeignet.
Zur Registrierung der Fruchtbarkeitsphase haben sich vor allem die Temperaturmethode und die Gebärmutterhalsschleimmethode nach Billing bewährt, die auch in Kombination angewendet werden (symptothermale Methode).
Die Temperaturmethode bedient sich der Tatsache, dass die basale Körpertemperatur im Zeitraum des Eisprungs bis zwei Tage später um etwa ein halbes Grad ansteigt. Spätestens drei Tage nach Messen des Temperaturanstiegs ist eine Befruchtung demnach nicht mehr möglich. Die Billing-Methode beruht auf der Beobachtung, dass der Schleim des Gebärmutterhalses zu Beginn der fruchtbaren Phase flüssig („spinnbar“) wird. Für beide Verfahren existieren im Handel erhältliche standardisierte Messinstrumente, die die Handhabung deutlich komfortabler gestalten.
Die natürliche Verhütung ist vollkommen nebenwirkungsfrei. Bei geübten Frauen kann man von einem Pearl-Index zwischen eins und fünf ausgehen.

Mechanische Verhütung

Die effektivste, aber auch radikalste Verhütungsmethode ist die Sterilisation, bei der die Eileiter durch eine Naht verschlossen werden (Tubenligatur). Sie hat einen PI von etwa 0,1, kann jedoch nur selten wieder erfolgreich rückgängig gemacht werden.

Die verbreitetste mechanische Verhütungsmethode ist das Kondom oder Präservativ. Es hat den Vorteil, dass es als einzige Verhütungsmethode auch vor sexuell übertragbaren Erkrankungen (HIV, Hepatitis B, Chlamydien, Tripper, Syphilis, Genitalherpes) schützt. Sein PI liegt in etwa in der Größenordnung der natürlichen Verhütungsmethoden.
Intrauterinpessare („Spiralen“) existieren in verschiedenen Varianten. Ihre hohe Wirksamkeit (PI etwa 0,5 bis 1) beruht auf der Verhinderung der Einnistung des Eis in die Gebärmutterschleimhaut. Wegen des erkennbaren Infektionsrisikos sind sie bei jungen Frauen (Gefahr der Sterilität) nicht als Standard anzusehen. Ihr Hauptanwendungsgebiet betrifft ältere Frauen und Frauen mit einer Unverträglichkeit gegenüber der Pille. Extrauterine Pessare (Diaphragma, Portiokappe), wirken durch Verhinderung des Eindringens von Spermien in die Gebärmutter. Besonders in Kombination mit spermienabtötenden Gels (Spermiziden) sind sie von recht hoher Effektivität (PI 2 – 5), allerdings etwas mühselig in der Handhabung.

Hormonale Verhütung

Die hormonale Verhütung beruht auf der Verhinderung des Eisprungs durch Eingriff in den Haushalt der Geschlechtshormone. Die meisten „Pillen“ basieren auf Östrogen-Gestagen-Mischpräparaten. Bei der Mini-Pille kommen ausschließlich Gestagene zur Anwendung.

Unter Mikro-Pille versteht man eine Pille mit sehr niedrigen Hormondosen. Bei den hormonalen Kontrazeptiva unterscheidet man Ein-, Zwei-, und Dreistufenpräparate. Je nach Schema liegen unterschiedliche Hormonkombinationen vor. Beim Dreistufenpräparat folgt beispielsweise im Laufe des Zyklus auf ein zunächst niedrig dosiertes Mischpräparat eine Formel höherer Dosierung, um schließlich gegen Ende des Zyklus wieder niedriger dosiert zu sein. Mit dieser Maßnahme soll eine möglichst natürliche Nachahmung des weiblichen Zyklus erreicht werden. Einigen Pillen wird zusätzlich ein Antiandrogen beigemischt. Solche Präparate finden vor allem bei schwerer Akne, Haarausfall oder männlichem Behaarungstyp Anwendung.

Vorteile der hormonalen Kontrazeption sind die angenehme Anwendungsart und der hohe PI (um 0,2). Leider ist die Pille durch ihren Eingriff in den Hormonhaushalt nicht nebenwirkungsfrei und wird daher nicht von jeder Frau gleich gut vertragen. Besondere Vorsicht ist vor allem bei gleichzeitig bestehendem Übergewicht und bei Raucherinnen wegen des erhöhten Risikos für die Entstehung von Blutgerinnseln (Thrombosen) geboten.


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