Endometriose
Die Endometriose ist eine recht weit verbreitete Erkrankung. Trotzdem wird sie aufgrund der häufig untypischen Symptomatik nicht selten übersehen. Es kann so vorkommen, dass Patienten eine wahre Odyssee bei Ärzten verschiedener Fachrichtung durchmachen, bis die exakte Diagnose gestellt wird.
Was ist die Endometriose?
Bei der Endometriose kommt es aus bislang ungeklärter Ursache zu einer Versprengung von Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in andere Körperstrukturen. Es wird diskutiert, ob die Versprengung bereits bei der Geburt durch eine Fehlentwicklung der Geschlechtsorgane angelegt ist, um dann bei Eintritt in die Geschlechtsreife symptomatisch zu werden. Man unterscheidet nach dem Ort der Schleimhautinseln (ektope Schleimhaut) drei Formen der Endometriose.
Endometriosis genitalis interna: | Die ektope Schleimhaut ist in der Gebärmuttermuskulatur lokalisiert (etwa 40 Prozent der Fälle). |
Endometriosis genitalis externa: | Die ektope Schleimhaut ist in anderen Teilen der Geschlechtsorgane (z. B. Eileiter, Eierstock, Scheide) lokalisiert (50 Prozent). |
Endometriosis extragenitalis: | Die ektope Schleimhaut ist in Strukturen, die nicht den Geschlechtsorganen zugerechnet werden (z. B. Bauchdecke, Darm, Bauchfell oder Harnblase) lokalisiert sind (10 Prozent). |
Wie äußert sich eine Endometriose?
Aufgrund der verschiedenen Lokalisationen sind die Symptome der Endometriose recht unterschiedlich. Klassisch sind zyklusabhängige Schmerzen im Bereich des Bauchraumes, die eventuell vorhandenen Regelbeschwerden typischerweise einige Tage vorausgehen. Beschwerden verursacht die Endometriose dabei lediglich bei geschlechtsreifen Frauen.
Mädchen vor der Pubertät sowie Frauen nach den Wechseljahren sind von der Erkrankung nicht beeinträchtigt. Dies hat seinen Grund darin, dass die ektope Schleimhaut die Veränderungen des weiblichen Zyklus mitmacht. Die Endometriose kann zudem zu einer Verstärkung oder Unregelmäßigkeiten der Regelblutung führen. Auch Beschwerden beim Geschlechtsverkehr werden gelegentlich berichtet. Die Endometriose kann auch Grundlage einer Sterilität sein, beispielsweise wenn es durch (entzündungsbedingte) Verwachsungen der Eileiter zu einem mechanischen Hindernis gekommen ist. Verwachsungen können letztlich zu Dauerschmerzen und im Bereich des Bauchraumes auch zu Darmpassagestörungen bis hin zum mechanischen Darmverschluss (Ileus) führen.
Da die ektope Schleimhaut unter hormonellem Einfluss genau wie das Endometrium abgestoßen wird, geht die Endometriose mit einem regelmäßigen Blutverlust einher. Meist findet sich daher bei den meisten Patientinnen eine leichte Blutarmut (Anämie), die gelegentlich auch einziges Symptom sein kann. Blutungen in die Bauchhöhle können im Ultraschall als freie Flüssigkeit im kleinen Becken (Douglas-Raum) auffällig werden. Bei Blutungen in feste Strukturen können sich blutgefüllte Zysten bilden, die sich später organisieren und dann bildhaft als Teer- oder Schokoladenzysten bezeichnet werden.
Wie wird eine Endometriose diagnostiziert?
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus den Schilderungen der Patientinnen. Schwierig wird die Diagnose immer dann, wenn die Verläufe atypisch oder wenig ausgeprägt sind sowie in den Fällen, in denen die Patientinnen die Zyklusabhängigkeit der Beschwerden nicht erkennt.
Größere Herde können bereits bei einer gynäkologischen Untersuchung als Tastbefund auffällig werden. Bei kleineren oder diffus verbreiteten Endometriosen kann der Ultraschall insbesondere durch die Feststellung freier Flüssigkeit aufschlussreich sein. Eine Anämie wird anhand einer Blutuntersuchung bestätigt. In unklaren Fällen kann die Diagnose letztlich nur durch eine im Rahmen einer Bauchspiegelung gewonnen Gewebeprobe gestellt werden. Spiegelungen der Blase oder des Darms werden bei Symptomen notwendig, die auf Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlgang hinweisen.
Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es?
Prinzipiell ist die Therapie der Endometriose in erster Linie chirurgisch. Vor allem einzelne Herde können recht gut entfernt werden. Meist erfolgt dies im Rahmen einer Laparaskopie. Diese Methode wird auch standardmäßig bei der Entfernung von Teerzysten angewendet.
Bei größeren Befunden muss gegebenenfalls eine konventionelle Eröffnung der Bauchhöhle (Laparotomie) erfolgen. Schwierig wird das chirurgische Vorgehen immer bei diffusen Endometriosen, da hier oft kleine Schleimhautinseln übersehen werden können und dann ein erneuter Eingriff notwendig wird.
Manchmal kann eine vollständige Ausräumung auch völlig unmöglich sein. In diesen Fällen oder wenn ein operatives Vorgehen aufgrund des allgemeinen körperlichen Zustands der Patientin nicht möglich ist, kann eine Therapie mit Hormonen erfolgen. Zum Einsatz kommen Gestagene und Hemmstoffe der in der Hirnanhangsdrüse gebildeten Eierstock-stimulierenden Hormone FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon).