Erektionsstörungen und Impotenz

Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) und Impotenz werden oft fälschlicherweise gleichgesetzt. In der medizinischen Fachsprache bezeichnet die Impotenz jedoch die generelle Unfähigkeit zur Fortpflanzung. Die erektile Dysfunktion bezieht sich lediglich auf die Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr notwendige Erektion zu entwickeln.

Weiterhin wird die Impotenz in eine „Impotentia generandi“ und eine „Impotentia coeundi“ unterteilt. Letztere ist lediglich ein anderer Ausdruck für die erektile Dysfunktion. Die Impotentia generandi bezeichnet die Unfruchtbarkeit an sich, etwa aufgrund einer Störung der Spermienproduktion und wird an anderer Stelle ausführlicher besprochen.

Gleichwohl können Impotentia coeundi und generandi gleichzeitig vorliegen. Insgesamt ist diese Konstellation jedoch eher selten. Meist sind Menschen mit Erektionsstörungen prinzipiell fruchtbar, umgekehrt leiden unfruchtbare Menschen nicht notwendigerweise an einer Erektionsstörung.

Erektionsstörungen sind ein außerordentlich weit verbreitetes Problem, vor allem mit zunehmendem Alter klagt ein sehr großer Anteil der männlichen Bevölkerung über regelmäßige Erektionsstörungen. Da wegen der gesellschaftlichen Tabuisierung des Themas ein recht großer Prozentsatz von Betroffenen nicht zum Arzt geht, lässt sich die genaue Krankheitshäufigkeit allerdings lediglich schätzen.

Wann spricht man von einer erektilen Dysfunktion?

Die erektile Dysfunktion wird erst diagnostiziert, wenn es über einen Zeitraum von einem halben Jahr in mehr als siebzig Prozent der Versuche, den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, nicht zu einer ausreichenden Erektion gekommen ist.
Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass gelegentliche Erektionsprobleme (etwa nach exzessivem Alkoholgenuss oder bei partnerschaftlichen Problemen) sehr häufig vorkommen und keinen eigentlichen Krankheitswert besitzen.

Welche Ursachen können Erektionsstörungen zugrunde liegen?

Neuere Studien haben gezeigt, dass psychische Probleme als Ursache der erektilen Dysfunktion jahrelang deutlich überschätzt wurden. Es hat sich herausgestellt, dass bei 50 Prozent der Fälle eine rein körperliche Erkrankung die Erektionsstörung bedingt und bei weiteren 30 Prozent körperliche Störungen zumindest teilweise beteiligt sind. Demnach sind lediglich ein Fünftel der Fälle auf rein psychische Ursachen zurückzuführen.

Körperliche Ursachen

Eine sehr weit verbreitete Ursache sind Durchblutungsstörungen im Sinne einer generalisierten Arteriosklerose. Da die Erektion im Wesentlichen auf einer Steigerung des Bluteinstroms in den Schwellkörper des Penis bei gleichzeitiger Kompression der blutabführenden Venen beruht, sind die negativen Auswirkungen von Durchblutungsstörungen leicht verständlich.
Daher sind alle Risikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose (Bluthochdruck, hohe Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus, Rauchen) auch als Risikofaktoren für die Entstehung einer erektilen Dysfunktion aufzufassen. Der Diabetes mellitus ist auch durch eine Schädigung der Nerven (Neuropathie), die den Bluteinstrom einleiten, für einen Teil der Erektionsstörungen verantwortlich. Nach 10 Jahren leiden so etwa 70 Prozent der Diabetiker an einer erektilen Dysfunktion. Andere für die erektile Dysfunktion bedeutsame neurologische Erkrankungen sind die Multiple Sklerose und Rückenmarksschädigungen.
Sehr häufig finden sich Erektionsstörungen auch als Nebenwirkung einer Vielzahl von Medikamenten. Dazu gehören vor allem auch Mittel gegen Bluthochdruck und zu hohen Cholesterinspiegel. Diese Nebenwirkung ist einer der häufigsten Gründe, warum Patienten ein Medikament eigenmächtig absetzen. Besser ist es in diesen Fällen aber, die Nebenwirkung dem behandelnden Arzt zu berichten, damit auf ein anderes Präparat derselben oder einer anderen Wirkstoffklasse umgestiegen werden kann.
Letztlich sind Störungen der Erektionsfähigkeit auch häufig nach Operationen im Bereich des unteren Harntraktes. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Entfernung der Vorsteherdrüse (Prostata) im Rahmen einer gutartigen Vergrößerung oder aber bei bösartigen Veränderungen.
Hormonelle Veränderungen sind als seltene Ursachen der erektilen Dysfunktion zu betrachten. Gerade der Testosteronmangel wird sehr häufig vorschnell diagnostiziert und dessen Therapie durch Hormonersatz meist überbewertet.

Psychische Ursachen

Die wichtigste psychische Erkrankung ist in diesem Zusammenhang sicher die Depression. Es kommt dabei nicht nur zur Abnahme der Erektionsfähigkeit sondern auch der Lust auf sexuelle Kontakte (Libido).
Häufiger sind aber eigentlich nicht als Krankheit einzustufende psychische Belastungssituationen wie beruflicher oder privater Stress (Schwierigkeiten oder Überbeanspruchung am Arbeitsplatz, Partnerschaftsprobleme) oder generelle Versagensängste, die auf einem auch durch die Medien vermittelten Männlichkeitsideal beruhen. (Ähnliches gilt auch für Frauen. Der unrasierte „Latin Lover“ mit dem magersüchtigen Model…)
Die Gefahr ist dabei, dass sich dabei der Leistungsdruck und die Versagensängste in einem wahren Teufelskreis verstärken, was dann zu weiteren Erektionsproblemen führt.

Nur ein halber Mann – welche Folgen hat die erektile Dysfunktion?

Das Versagen im Bett hat für Männer in der Regel erhebliche Auswirkungen auf ihr eigenes Selbstwertgefühl. Das Gefühl, „nicht mehr potent“ zu sein, weitet sich schnell auf andere Lebensbereiche aus. Es entwickeln sich häufig schwerwiegende Beziehungsprobleme, die zum Teil auch aus einer Projektion der eigenen Versagensängste auf den Partner resultieren. Nicht zuletzt sucht dieser oftmals auch die Schuld bei sich („Bin ich nicht mehr attraktiv? – Hat er eine andere?“), was die Beziehung umso stärker belastet.
Schließlich zeiht sich ein Betroffener in vielen Fällen immer weiter aus seinem sozialen Umfeld zurück, auch berufliche Probleme können hinzukommen. Im Extremfall entwickelt sich gar eine handfeste Depression. Der einzige Ausweg aus dieser Spirale ist, das Gespräch mit einem Arzt zu suchen, um Wege zu finden, das grundlegende Problem zu beseitigen.

Die blaue „Wunderpille“ – was tun bei Erektionsstörungen?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass das Problem vom Betroffenen angenommen und thematisiert wird. Leider vergehen vom ersten Auftreten der Symptome bis zum Arztbesuch nicht selten mehr als ein Jahr. Dies ist umso tragischer, wenn man bedenkt, dass es effektive Behandlungsmöglichkeiten gibt und dass hinter den Erektionsproblemen ernsthafte Erkrankungen stecken können.
Vor Therapiebeginn sollte daher die Ursache der Störung exakt geklärt sein. Dazu dient zunächst ein intensives Gespräch, das neben den Lebensgewohnheiten (Genussgifte wie Alkohol und Nikotin, Medikamenteneinnahme, Ernährung) auch die Partnerschaft sowie eventuell bestehende Grunderkrankungen oder Begleitsymptome beinhalten sollte. In Blutuntersuchungen werden Hormon-, Zucker und Cholesterinspiegel bestimmt.
Anschließend werden anhand einer Doppler- oder Duplex-Ultraschalluntersuchung die Fließeigenschaften innerhalb des Schwellkörpers im schlaffen und erigierten Zustand (durch Gabe einer gefäßerweiternden Substanz) beurteilt.
Hilfreich zur Unterscheidung zwischen organischer und psychischer Störung ist die Dokumentation der nächtlichen Erektionen (normalerweise 3 bis 6 pro Nacht) anhand der „nocturnalen Penisturmeszenz-Messung“. Weitere Methoden sind der Schwellkörperinjektionstest, bei dem durch Spritzen einer gefäßerweiternden Substanz die Funktion des Schwellkörpers beurteilt wird und die „Kavernosometrie“, mit der Störungen im Bereich des venösen Abflusses erkennbar werden.
Seit der Einführungen der so genannten Phosphodiesterase-Hemmer steht ein äußerst wirkungsvolles, leicht anwendbares und dabei relativ nebenwirkungsarmes Mittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion zur Verfügung. Die Phosphodiesterase-Hemmer waren ursprünglich als Herzmedikament getestet worden. Nachdem einige Versuchspersonen aber über eine deutlich gesteigerte Erektionsfähigkeiten berichteten, wurde diese Eigenschaft schnell zu einer Änderung des Anwendungsgebietes genutzt. Der Siegeszug des ersten Wirkstoffes Sildenafil ist bis heute ungebrochen.
Die Phosphodiesterase-Hemmer greifen in den Stickstoffhaushalt der Gefäße ein und bewirken so eine Erweiterung der Gefäße. Der Einstrom von Blut in den Schwellkörper wird dadurch erheblich erleichtert. Sie haben dabei keinen Einfluss auf die Libido selbst. Alle Medikamente dieser Wirkstoffgruppe führen bei etwa 80 Prozent der Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Erektionsfähigkeit.
Der neueste Wirkstoff Tadalafil zeichnet sich zudem durch eine im Vergleich zu Sildenafil längere Wirkungsdauer (36 vs. 4 Stunden) und ist daher mit deutlichem Einnahmekomfort verbunden. Gleichzeitig scheint es in geringerem Maß zu Nebenwirkungen zu kommen.
Die Phosphodiesterase-Hemmer kamen durch eine Häufung von plötzlichen Herztoden nach Einnahme in die öffentliche Kritik. Diese Nebenwirkung ist jedoch lediglich indirekt auf das Medikament zurückzuführen. Da bei vielen Patienten mit Erektionsstörungen gleichzeitig Risikofaktoren für die Entstehung eines Herzinfarktes vorliegen (s. oben) führte die plötzliche Aktivitätssteigerung beim Geschlechtsverkehr bei einigen Patienten zu Infarkten. Daher sollte bei dieser Patientengruppe vor Gabe des Medikaments ein Belastungs-EKG durchgeführt werden, um eine koronare Herzerkrankung auszuschließen.
Seit der Einführung dieser Medikamente sind andere Behandlungsoptionen wie die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie, die Vakuumpumpe oder gar die Implantation einer Penisprothese aufgrund ihres aufwändigen und unangenehmen Charakters zunehmend in den Hintergrund geraten. Letztere Maßnahme sollte nur in verzweifelten Fällen angewendet werden, da sie mit der endgültigen Entfernung des Schwellkörpers verbunden ist.


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