Schuppenflechte
Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine relativ häufige Hauterkrankung. Man schätzt die Häufigkeit der Erkrankung auf etwa zwei Prozent, wobei der Erkrankungsbeginn in der Regel im zweiten Lebensjahrzehnt liegt.
Die Erkrankung nimmt einen chronisch-schubweisen Verlauf, bei dem sich Besserungen der Symptomatik mit Phasen der Verschlechterung abwechseln. Spontane, komplette Ausheilungen kommen vor, die Mehrzahl leidet jedoch lebenslang an mehr oder minder schweren Symptomen der Erkrankung.
Wie entsteht die Psoriasis?
Man geht heute davon aus, dass die Entstehung der Psoriasis mehrere Ursachen hat. Dabei spielen eine erblich bedingte Empfänglichkeit und andere krankheitsauslösende Faktoren eine Rolle.
Das Auftreten der Psoriasis zeigt eine deutliche familiäre Häufung. Im Zuge dieser Beobachtung konnte eine Reihe genetischer Veränderungen entdeckt werden, die den Ausbruch der Erkrankung begünstigen oder auch verhindern können.
Bei genetisch dazu veranlagten Patienten kann es durch nicht vollständig geklärte Mechanismen zur Auslösung der Erkrankung kommen. Dabei spielen insbesondere bakterielle und virale Infektionen eine Rolle. Eine häufig gemachte Beobachtung ist, dass sich eine Psoriasis in unmittelbarem Anschluss an eine Streptokokkeninfektion (z. B. Angina) entwickelt.
Eine zwar nicht vollständig bewiesene, jedoch von vielen Experten akzeptiere Erklärung liefert die „molecular-mimikry-Hypothese“. Diese These besagt, dass es Ähnlichkeiten im Aufbau verschiedener Krankheitserreger mit körpereigenen Strukturen gibt. Das Immunsystem greift dann im Zuge der Krankheitsbekämpfung fälschlicherweise auch körpereigene Strukturen an. Diese Abwehrreaktion schwelt auch dann noch weiter, wenn die Krankheitserreger im Rahmen der Immunantwort längst aus dem Organismus entfernt sind.
Für Interessierte: Das Prinzip der „molecular mimikry“ ist keineswegs nur für die Psoriasis beschrieben. Auch beim Diabetes mellitus Typ 1 geht man bei der Zerstörung der B-Zellen der Bauchspeicheldrüse von einem solchen Mechanismus aus.
Im Fall der Psoriasis sind in erster Linie Hornzellen (Keratinozyten) der Haut das Ziel der Abwehrreaktion. Die kontinuierliche Zerstörung der Keratinozyten hat eine Beschleunigung der Hauterneuerung von etwa einem Monat auf wenige Tage zur Folge und bildet so die Grundlage der typischen schuppenden und geröteten Hautausschläge.
Bei etwa fünf Prozent der Fälle entwickelt sich eine Entzündung der Gelenke, man spricht dann von einer Psoriasis-Arthritis.
Die Psoriasis verläuft in der Regel schubweise. In welchen Situationen es zur Auslösung eines Krankheitsschubs kommt, ist dabei individuell außerordentlich verschieden. Genussgifte wie Alkohol und Rauchen, bestimmte Medikamente, Übergewicht, psychischer und körperlicher Stress (Verletzungen, mechanische Belastungen und Infekte) und verschiedene Medikamenten (z. B. Beta-Blocker) können im Einzelfall zu einer Verschlechterung der Symptomatik oder dem Wiederaufflackern in Abheilung befindlicher Prozesse führen.
Wie äußert sich eine Psoriasis
Die Psoriasis führt zu leicht erhabenen, geröteten Hauterscheinungen (Plaques), die schuppig belegt sind. Die Plaques sind meist von wenigen Zentimetern Durchmesser, gelegentlich fließen sie auch zu großen Herden zusammen und jucken mitunter stark.
Bevorzugte Stellen sind mechanisch belastete Hautpartien wie die Streckseiten der Ellenbogen und Knie, das Gesicht, aber auch oberhalb des Gesäßes und am behaarten Kopf. Interessanterweise kann man die Entstehung eines Herdes auch durch mechanische Reizung eines zuvor erscheinungsfreien Hautareals (Zwicken, Reiben) auslösen. Ein Befall von Finger- und Zehennägeln ist häufig. Meist findet man schwärzlich glänzende Verfärbungen oder Vertiefungen in den Nägeln, gelegentlich kann die entzündliche Aktivität jedoch auch einen vollständigen Nagelverlust nach sich ziehen. Bei der Psoriasis wird zwischen vier verschiedene Unterformen unterschieden.
Psoriasis vulgaris
Mit über 80 Prozent der Fälle stellt sie die bei weitem häufigste Verlaufsform dar. Hier stehen die typischen, plaqueartigen Hauterscheinungen im Vordergrund.
Psoriasis pustulosa
Bei dieser etwa fünf Prozent der Fälle ausmachenden Verlaufsform bilden sich auf den Plaques Bläschen von trübem, jedoch keimfreiem Inhalt. In seltenen Fällen kann die Erkrankung auch die gesamte Haut betreffen und zum schweren Krankheitsbild der „erythrodermischen“ Psoriasis führen, bei denen der Patient durch Auskühlung, allgemeiner Entzündungsreaktion und hoher Infektionsgefahr mitunter extrem gefährdet ist.
Psoriasis arthropatica
Bis zu zehn Prozent der Psoriatiker zeigen Zeichen einer Arthritis. Die Psoriasis-Arthritis betrifft vor allem die kleinen Gelenke der Finger und Zehen, große Gelenke sind nur selten betroffen. Typisch ist der Befall aller Gelenke eines Fingers, was eine Abgrenzung gegenüber anderen Gelenkentzündungen möglich macht. Im Rahmen einer Psoriasis-Arthritis werden auch regelmäßig typische Nagelveränderungen gefunden.
Wie wird die Psoriasis diagnostiziert?
Bei klassischer Ausprägung und typischem Aussehen ist die Psoriasis für den erfahrenen Arzt eine Blickdiagnose. Schwierigkeiten ergeben sich bei weniger typischen Verläufen gelegentlich bei der Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen, die ähnliche Hauterscheinungen verursachen.
Diagnostisch hilfreich sind dann Blutuntersuchungen auf Antikörper, Hautabstriche und in einzelnen Fällen Gewebeproben. Einige für die Psoriasis klassische Untersuchungsbefunde können diagnostisch wegweisend sein. Typisch sind das „Symptom des letzten Häutchens“ und der „blutige Tau“. Damit wird die Beobachtung bezeichnet, dass sich bei Entfernen der Schuppung am Schluss ein farbloses, fest anhaftendes Häutchen findet, dessen Abstreifen zu einer punktförmigen Blutung führt. Die Psoriasis-Arthritis muss gegen andere Gelenkerkrankungen abgegrenzt werden, was in unklaren Fällen spezielle Blutuntersuchungen (Harnsäure, Rheumafaktor etc.) nötig machen kann. Im Zweifelsfall empfiehlt sich immer eine fachärztliche rheumatologische Abklärung.
Wie wird die Psoriasis behandelt?
Die Behandlung der Psoriasis ist komplex und gehört daher in die Hände erfahrener Dermatologen. Sie beinhaltet neben allgemeinen Maßnahmen der Hautpflege äußere und innere Anwendungen, die in den Hautregenerationsprozess und das Immunsystem eingreifen sowie lichttherapeutische Verfahren. Neuerdings sind auch Medikamente in Erprobung, die spezifisch an bestimmten Stellen immunologischer Prozesse eingreifen. Diese Medikamente werden als „Biologica“ bezeichnet.
Insgesamt muss sich aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Verläufe der Erkrankung die Therapie immer am Erfolg im Einzelfall orientieren, so dass es eine allgemein gültige Therapieempfehlung nicht gibt.
Hautpflege
Die Hautpflege zielt prinzipiell auf eine Verbesserung der Hautfeuchtigkeit ab. Zum Einsatz kommen vor allem rückfettende Cremes und Salben, aber auch Teerpräparate und Salben auf Harnstoffbasis. Da bei der Psoriasis in der Regel eine erhebliche Verhornungsstörung vorliegt, wird zur Verbesserung der Wirksamkeit dieser Anwendungen zunächst immer eine Auflösung und Lockerung der Hornschicht (Keratolyse) mit Salicylaten durchgeführt. Es ist wichtig, dass eine konsequente Hautpflege auch in Phasen der relativen Symptomfreiheit fortgesetzt wird, da dadurch das Auftreten neuer Schübe manchmal verhindert werden kann.
Äußere Anwendungen (topische Therapie)
Neben einer örtlichen Kortisontherapie kommen vor allem vitaminhaltige Präparate (D und A) zum Einsatz. Während Vitamin D in erster Linie der Unterdrückung der Entzündungsreaktion dient, greift Vitamin A regulierend in den Erneuerungsprozess der Haut ein.
Innere Anwendungen (systemische Therapie)
Eine systemische Anwendung von Kortison wird in der Regel aufgrund der oftmals erheblichen Nebenwirkungen nur kurzfristig bei akuten Verschlechterungen durchgeführt. Andere Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems wie niedrig dosiertes Methotrexat oder Ciclosporin A stehen für schwere oder bei Versagen der topischen Therapie zur Verfügung und können mit Kortison kombiniert oder zur Kortisoneinsparung eingesetzt werden.
Lichttherapie
Die Lichttherapie stellt eine relativ schonende Therapiemöglichkeit dar, die bei vielen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik führen kann. Meist wird die Lichttherapie mit der Anwendung von Salzwasser (Soletherapie, z. B. im Rahmen eines Aufenthaltes am Toten Meer) oder durch Verwendung des Medikamentes Psoralen kombiniert. Bei der Lichttherapie muss beachtet werden, dass das UV-Licht – sei es künstlich oder im Rahmen eines Sonnenbades – die Entwicklung einer bösartigen Hauterkrankung begünstigen kann.
Biologica
Biologica sind Medikamente, die in bestimmte immunologische Prozesse eingreifen. Sie wirken daher nicht allgemein immunsuppressiv (wie etwa Cortison oder Ciclosporin A), sondern hemmen lediglich Entzündungsvorgänge, die für die Krankheitsentstehung bedeutsam sind. Daher sind sie auch – verglichen mit den herkömmlichen Immunsuppressiva – recht nebenwirkungsarm.
Ein in diesem Zusammenhang für die Psoriasis entwickelter Wirkstoff ist das Alefacept. Neuerdings werden Wirkstoffe aus der Gruppe der „TNT-alpha-Antagonisten“ (z. B. Etanercept) auch bei der Psoriasis angewendet. Das TNF-alpha ist ein von bestimmten Zellen des Immunsystems gebildeter Entzündungsbotenstoff, das bei einer ganzen Reihe von immunologischen Reaktionen eine Schlüsselrolle zu spielen scheint. Man konnte durch Unterdrückung der TNF-alpha-Wirkung teilweise erstaunliche Erfolge bei den genannten Erkrankungen erzielen, wenn herkömmliche Therapien wirkungslos blieben. Im Rahmen der Psoriasis kommt Etanercept in erster Linie zur Behandlung schwerer Verläufe mit Beteiligung der Gelenke zum Einsatz.
Allgemeine Maßnahmen
Aufgrund des meist chronischen und belastenden Verlaufs der Erkrankung profitieren die meisten Patienten von der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Neben Informationen über therapeutische Neuigkeiten empfinden die meisten Patienten auch den Austausch mit anderen Betroffenen als wohltuend.
Bei schweren Verläufen können die Hautausschläge entstellenden Charakter haben, was für die psychische Verfassung der Patienten nicht selten gravierende Folgen hat. In Fällen depressiver Verstimmungen sollte daher zur Inanspruchnahme psychologischer Betreuung geraten werden.
Da die schubauslösenden Faktoren individuell unterschiedlich sind, kann die Feststellung bzw. Meidung der Faktoren im Einzelfall schwierig und langwierig sein. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Genussgiften scheint aber auch hinsichtlich anderer Erkrankungen sinnvoll zu sein.
Ein eindeutiger Zusammenhang der Psoriasis mit Ernährungsfaktoren oder Umweltgiften konnte bislang nicht nachgewiesen sein. Daher kann eine generelle Empfehlung von Nahrungsergänzungsmitteln nicht gegeben werden.
Es gibt (anekdotische) Berichte, dass einige Patienten von unterschiedlichsten alternativen Therapiemethoden (Homöopathie, Bioresonanztherapie) profitiert haben sollen. Einer wissenschaftlichen Untersuchung halten diese Beispiele jedoch nicht stand. Zudem muss gesagt werden, dass die Erklärungsansätze einiger der Methoden naturwissenschaftlich höchst fragwürdig sind.