Morbus Crohn

Der Morbus Crohn gehört zusammen mit der Colitis ulcerosa zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Damit werden Erkrankungen des Magen-Darmtraktes bezeichnet, die zu einer meist schubweise verlaufenden, langwierigen Entzündungsreaktion der Darmschleimhaut führt.
Die Symptome der Colitis ulcerosa und des Morbus Crohn sind dabei teilweise sehr ähnlich. Eine Unterscheidung zwischen den beiden Erkrankungen ist aber anhand einer Reihe von Merkmalen in über 90 Prozent der Fälle möglich.

Wodurch entsteht der Morbus Crohn?

Die Ursache des Crohn ist wie die der Colitis ulcerosa nicht bekannt. Ein immunologisches Ungleichgewicht verschiedener Entzündungsstoffe wird bei beiden Erkrankungen gefunden. Wodurch dieses ausgelöst wird, ist allerdings unklar. Diskutiert werden verschiedene infektiöse Erreger. Eine psychosomatische Ursache der Erkrankung ist umstritten und wird von den meisten Spezialisten verneint.
Anhand von Untersuchungen wurden unter Crohn-Patienten vermehrt Nichtraucher und Menschen gefunden, die einen erhöhten Zuckerkonsum betreiben. Ob und inwiefern das von ursächlicher Bedeutung für die Entstehung der Erkrankungen ist, bleibt aber ungewiss. Der Crohn kann in jedem Lebensalter auftreten, wobei der Erkrankungsgipfel im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt liegt.
Bei der Erkrankung kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut. Dabei können alle Abschnitte des Speisetraktes von der Mundhöhle bis zum Enddarm betroffen sein, wobei sich gesunde und entzündlich veränderte Abschnitte abwechseln.

In ca. 90 Prozent der Fälle findet sich jedoch eine Beteiligung des letzten Teils des Dünndarms, des Ileums, was auch zu der Bezeichnung „Ileitis terminalis“ geführt hat. Die Entzündung kann von alleine oder aufgrund einer medikamentösen Therapie wieder zurückgehen, flackert aber in unregelmäßigen Abständen wieder auf, was den chronischen, schubweisen Verlauf der Erkrankung erklärt. Aufgrund der langdauernden Entzündungsreaktion entwickeln sich häufig einige für die Krankheit typische Komplikationen.

Mit welchen Komplikationen muss man bei Morbus Crohn rechnen?

Die wichtigsten Komplikationen sind Blutungen, Abszesse (abgekapselte Infektionen) und Fisteln (krankhafte Verbindungen vom Darm zu anderen Darmabschnitten, zur Haut oder zur Blase), Durchbrüche durch die Darmwand sowie entzündlich bedingte narbige Schrumpfungen des Darmes bis hin zum Darmverschluss.
Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa geht man nicht von einem erhöhten Darmkrebsrisiko aus, weswegen für Crohn-Patienten auch keine intensivierten Vorsorgeuntersuchungen empfohlen werden.

Welche Symptome kennzeichnen einen Morbus Crohn?

Im Vordergrund des unkomplizierten Verlaufs stehen krampfartige Bauchschmerzen in Verbindung mit wässrigen, bisweilen schleimigen Durchfällen. Übelkeit und Erbrechen sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust werden häufig von den Patienten berichtet. Nicht selten kommt es auch zu Hautveränderungen.
Blutungen sind zwar seltener als bei der Colitis ulcerosa, kommen jedoch vor und sind meist leicht. Sie verursachen, da sie oft chronisch verlaufen, Zeichen einer Blutarmut (Anämie) wie Blässe und Abgeschlagenheit.
Bei größeren Blutverlusten kann es zur Atemnot kommen, wobei das Blut dann in der Regel im Stuhl entweder als schwärzlich verfärbter Stuhl von klebriger Konsistenz feststellbar wird, oder aber es kommt zu einem Abgang frischen Blutes (bei Blutungen aus unteren Darmabschnitten).
Abszesse und Darmdurchbrüche gehen mit einem schweren Krankheitsgefühl einher. Es kommt zu hohem Fieber, eventuell zu einer Abwehrspannung der Bauchdecke als Folge einer Bauchfellentzündung. Fisteln in die Haut führen zu chronischen Hautentzündungen, aus denen übelriechendes Sekret austritt. Fisteln in die Blase äußern sich durch immer wiederauftretende schwere Blasenentzündungen mit den typischen Symptomen Brennen beim Wasserlassen und Harndrang.
Ein besonderes Symptom ist bei Blasen-Darmfisteln die Unterbrechung des Urinflusses durch Luftblasen. Die Blasenentzündungen können auch aufsteigen und schweren Infektionen des Nierenbeckens hervorrufen, wobei dann Fieber hinzukommt.
Darmverschlüsse sind Notfallsituationen, bei denen krampfartige Bauchschmerzen, schweres Krankheitsgefühl und Erbrechen auftreten.

Wie wird ein Crohn diagnostiziert?

Das wichtigste diagnostische Verfahren ist die Darmspiegelung. Anhand des optischen Bildes mit abwechselnd gesunden und entzündeten Schleimhautabschnitten kann bereits ein Verdacht geäußert werden. Eine Sicherung der Diagnose ist in den allermeisten Fällen anhand einer Gewebeprobe möglich. Bei Erkrankung des oberen Verdauungstraktes wird eine Magenspiegelung notwendig. Die Anwendung von Röntgenkontrastmitteluntersuchungen ist hilfreich bei der Darstellung von narbigen Verengungen und Fisteln.
Laboruntersuchungen können lediglich über Begleit- und Folgezustände der Erkrankung Aufschluss geben. Die Ultraschalluntersuchung ist von untergeordneter Bedeutung, kann aber bei Abszessen aufschlussreich sein. Stuhluntersuchungen auf Keime dienen der Abgrenzung gegen infektiöse Durchfallerkrankungen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei einem akuten Entzündungsschub kommen entzündungshemmende Medikamente auf Cortisonbasis zur Anwendung, je nach Lokalisation und Ausmaß der Entzündung entweder als Tabletten oder als Einlauf. Zusätzlich werden Salicylate verabreicht, die auch zur Verhinderung erneuter Krankheitsausbrüche nach Abheilung des akuten Schubes Verwendung finden.
In schweren Fällen müssen zusätzlich Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken eingenommen werden.
Seit kurzem steht ein neuartiges Medikament zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der spezifisch den Entzündungsstoff „TNF-alpha“ hemmt und einen vielversprechenden Therapieansatz darstellt. Dieser als Infliximab bezeichnete Wirkstoff findet derzeit Anwendung bei Versagen oder unzureichendem Erfolg der herkömmlichen Medikamente.
Im Falle chronischer Blutungen können Bluttransfusionen notwendig werden. Bei Schädigung oder operativ entfernter langer Dünndarmabschnitte können Vitamine teilweise nicht mehr in ausreichendem Maße aufgenommen werden. Eine Vitaminersatztherapie muss dann – meist als Injektionen – erfolgen.

Wann muss operiert werden?

Bei fast 80 Prozent der Patienten wird nach zehn Jahren Erkrankungsdauer ein operatives Eingreifen notwendig, wobei die Eingriffe – möglichst geplant – im entzündungsfreien Zustand durchgeführt werden.
Nur selten sind sofortige Operationen unvermeidbar. Zu den Gründen gehören Darmdurchbruch, schwere Blutungen und Darmversschluss (Notfall!) sowie Abszesse und Darm-Blasen-Fisteln.
Beim Morbus Crohn sind jedoch operative Maßnahmen stets der Beseitigung von Komplikationen vorbehalten und sollten immer die letztmögliche therapeutische Option darstellen. Allgemein werden Chirurgische Maßnahmen sehr zurückhaltend angewendet, da sie die Krankheit nicht heilen können und bei Crohn-Patienten operationsbedingte Komplikationen nicht selten sind.

Müssen Crohn-Patienten eine bestimmte Diät halten?

Prinzipiell können und sollen Crohn-Patienten alles essen, was ihnen schmeckt. Bei bekannten narbigen Verengungen sollte auf allzu ballaststoffreiche Kost allerdings verzichtet werden.


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