Depression

Depressionen sind eines der häufigsten psychiatrischen Krankheitsbilder. Unterschiedliche Studien beziffern die Wahrscheinlichkeit, im Laufe seines Lebens mindestens einmal an einer Depression zu erkranken, mit fünf bis 20 Prozent. Die Depression betrifft dabei doppelt so häufig Frauen.

Charakteristischerweise tritt eine Depression zum ersten Mal in der zweiten oder fünften Lebensdekade auf, prinzipiell sind Depressionen aber in jedem Alter möglich.

Bei etwa jedem dritten Fall entwickelt sich eine so genannte bipolare Erkrankung. Das bedeutet, dass sich depressive mit „manischen“ Phasen abwechseln. Die Manie ist sozusagen das Gegenstück der Depression. In der Manie sind die Patienten außergewöhnlich guter Stimmung, fühlen sich nicht krank und sind in vielen Bereichen hyperaktiv.

Wie erkenne ich eine Depression?

Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Phasen der Traurigkeit, vor allem bei Verlust von Bezugspartnern (Trennungen, Tod) oder beruflichen oder privaten Enttäuschungen. Die Trauer ist ein sinnvolles Instrument zur Aufarbeitung und psychischen Bewältigungen negativer Erlebnisse. Die Abgrenzung zu einer Depression ist dabei fließend und im Einzelfall schwierig. Es gibt jedoch einige Zeichen, die für eine Depression charakteristisch sind.
Eine Depression äußert sich sowohl in psychischen, als auch körperlichen Symptomen. Neben der traurigen Grundstimmung entwickelt sich ein zunehmende Unfähigkeit, sich an Dingen zu erfreuen, die einem früher Freude bereitet haben. Auch das Interesse für diese Aktivitäten und die Sympathie für Bezugspersonen (Ehepartner, Kinder, Enkel) geht zurück.
Man bezeichnet diesen Freude- und Interessenverlust als „Anhedonie“ und die Unfähigkeit, Sympathie für Familienangehörige zu empfinden, als „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Beides sind typische depressive Symptome. Klassischerweise geht die Depression auch mit einer Gedankenarmut und einer Denkhemmung einher. Den Patienten fällt es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, sie fühlen sich innerlich „leer“.
Gleichzeitig kreist das Denken immer wieder um einen sehr beschränkten Themenbereich (z. B. existenzielle Ängste, Furcht vor Krankheit), was als Grübelneigung oder in stärkerer Ausprägung als Grübelzwang bezeichnet wird. Meist ist auch die Konzentrations- und Merkfähigkeit der Patienten mehr oder minder stark beeinträchtigt. Dies kann bei oberflächlicher Beurteilung zur Fehldiagnose einer Demenzerkrankung führen. Man bezeichnet diesen Symptomenkomplex daher als Pseudo-Demenz.
Nicht nur psychisch, sondern auch körperlich sind depressiv Erkrankte antriebsgehemmt. Es fällt ihnen schwer, die Energie aufzubringen, selbst einfachste Tätigkeiten zu verrichten. Die Symptomatik ist dabei einer erheblichen tageszeitlichen Schwankung unterworfen. Während es den Patienten abends vergleichsweise gut geht, sehen sie sich morgens außerstande, den Tag zu überstehen (Morgentief).
Bei stark ausgeprägter oder lang bestehender Depression führen die grüblerischen Gedanken, die Traurigkeit und Freudlosigkeit zu mehr oder weniger konkreten Suizidgedanken. Dadurch ist der Patient akut in seinem Leben bedroht. Die Depression verläuft durch Freitod in 10 bis 15 Prozent der Fälle tödlich. Bei Verdacht auf eine depressive Erkrankung muss daher die Suizidmöglichkeit im Gespräch auf jeden Fall thematisiert werden.
Bei den meisten depressiven Erkrankungsverläufen kommt es auch zu körperlichen Symptomen. Typisch sind Schlafstörungen, wobei sowohl Ein- als auch Durchschlafstörungen vorkommen. Aufgrund eines Appetitmangels kommt es bei einer großen Zahl der Patienten zu einem deutlichen Gewichtsverlust. Kopf- und Rückenschmerzen sowie Herzbeschwerden werden häufig berichtet.
Bei der Manie finden sich zur Depression gegensätzliche Befunde. Die Patienten haben eine unangemessen gehobene Stimmung, die durch Irritation leicht in ein aggressives und streitsüchtiges Verhalten übergehen kann. Sie sind psychomotorisch antriebsgesteigert.
Ihr Denken ist nicht gehemmt, auf sie strömen vielmehr eine große Anzahl von Ideen und Gedanken ein, die aber nicht zu Ende gebracht werden (Ideenflucht). Die Patienten haben ein stark gesteigertes Selbstwertgefühl, das zu kritiklosen Selbstüberschätzungen und Größenideen führen kann. Gleichzeitig werden fremde Personen und Eigentum aus der eigenen Emporhebung heraus geringschätzend betrachtet. Besonders typisch ist das Umsetzen der Gedankenflut, was zu unüberlegten Anschaffungen (neues Auto, teure Kleidung) und gesteigerten sexuellen Kontakten führt. Maniker fühlen sich ausgesprochen gut. Es ist schwer, sie davon zu überzeugen, dass ihr Zustand Krankheitswert besitzt.

Wie wird eine Depression diagnostiziert?

Beim voll ausgeprägten Krankheitsbild ist die Diagnose bereits anhand eines eingehenden Gesprächs leicht zu stellen.
Schwierig wird es, wenn die körperlichen Symptome im Vordergrund stehen und die depressive Verstimmung vom Patienten nicht wahrgenommen oder verdrängt wird. In solchen Fällen werden oft viele diagnostische Bemühungen unternommen, die alle an der zugrunde liegenden Ursache vorbeigehen. Obwohl einige Veränderungen im Hirnstoffwechsel als – zumindest teilweise – ursächliche Störungen bekannt sind, existieren weder apparative noch laborchemische Verfahren, die eindeutige diagnostische Hinweise liefern könnten. Daher ergibt sich die Diagnose in komplexeren Fällen aus dem Gesamtbild der Erhebung psychischer Befunde, körperlicher Symptome und gegebenenfalls einer Schlafanalyse im Schlaflabor.

Wie wird eine Depression behandelt?

Die wichtigste Säule der Behandlung von Depressionen ist die medikamentöse Therapie.
Es stehen verschiedene hochwirksame Antidepressiva zur Verfügung, die an unterschiedlichen Stellen des Hirnstoffwechsels angreifen und gegebenenfalls kombiniert werden können. Die Wahl des bestgeeigneten Medikaments richtet sich dabei nach Vorerkrankungen und Symptomatik des Patienten.
Wichtig ist, dass zu Beginn der Therapie auf antriebssteigernde Medikamente nach Möglichkeit verzichtet werden sollte. Die antriebssteigernde Wirkung setzt nämlich sehr rasch ein, während die stimmungsaufhellende Wirkung einige Wochen hinterherhinken kann. In dieser Phase sind die Patienten stark suizidgefährdet, da sie dann über den Antrieb verfügen, ihre Suizidpläne auch in die Tat umzusetzen. Einige Antidepressiva dürfen auch unter keinen Umständen kombiniert werden, da es ansonsten zu lebensgefährlichen Kreislaufzusammenbrüchen kommen kann.
Die medikamentöse Therapie gehört also in die Hände von Spezialisten und sollte ständiger Kontrolle unterworfen sein. Da es nach komplettem Rückgang der Symptomatik bei Absetzen des Medikamentes in etwa drei Viertel der Fälle zu einem Rückfall kommt, werden die Medikamente noch für mindestens ein halbes Jahr weiter verabreicht, um dann langsam abgesetzt zu werden.
Manische Phasen werden vor allem mit Lithium, Carbamazepin und Valproinsäure-Präparaten behandelt.
Kompletter Schlafentzug führt bei einer großen Anzahl der Patienten zu einer Verbesserung der Stimmungslage. Vor allem bei der saisonalen Depression während der Herbst- und Wintermonate können mit der Lichttherapie gute Erfolge erzielt werden.
Besonders bei leichten und mittelschwer ausgeprägten Therapieformen können verschiedene Psychotherapien alleine oder in Kombination mit Medikamenten zu einer deutlichen Besserung führen. In schweren Fällen ist die Medikamentengabe allerdings unbedingt erforderlich.
Eine weitere wirkungsvolle Therapie ist die in erster Linie in den USA weit verbreitete Elektrokrampftherapie (EKT). In Deutschland findet sie jedoch wenig Anwendung, obwohl ihre Wirksamkeit unbestritten ist.
Bei der EKT wird unter Kurznarkose (mit Gabe eines Medikamentes zur Muskelerschlaffung) mittels einer Elektrode ein Krampfanfall ausgelöst. Die EKT scheint bei bis zu 90 Prozent der Patienten zu einer Beschwerdebesserung führen zu können. Sie ist – wenn korrekt durchgeführt – nicht risikoreicher als die Kurznarkose selbst.

Muss ich nach einer Depression Medikamente einnehmen?

Bei etwa zwei Dritteln der Erkrankten kommt es zu einer vollständigen und dauerhaften Ausheilung, bei einem Drittel zu einer zumindest teilweisen Besserung. Rückfälle kommen besonders bei unzureichender Therapiedauer vor.
Bei zwei depressiven Episoden innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren empfiehlt sich eine Prophylaxe mit Lithium oder Carbamazepin. Etwa jeder Zehnte an einer Depression erkrankte entwickelt eine chronisch depressive Erkrankung.
Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf sind hohes Lebensalter, familiäre Belastung (chronische Konfliktsituationen, aber auch das gehäufte Auftreten von Depressionen bei nahen Blutsverwandten) sowie das Vorliegen anderer psychiatrischer Erkrankungen (Persönlichkeitsstörungen, Neurosen, Angststörungen, etc.).


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