Zeckenbisse

Zeckenbisse sind relativ häufig zu beobachten. Erkrankungen nach einem Zeckenbiss kommen dagegen ungleich seltener vor. Mit einigen Vorsorge- und Vorsichtsmassnahmen kann den Gefahren begegnet werden.

Zecken halten sich mit Vorliebe an Waldrändern im Unterholz, Hecken und am Rande von Waldlichtungen sowie entlang von Waldwegen auf, hauptsächlich während der Monate Mai, Juni, September und Oktober. Sie warten auf Gräsern oder in Büschen auf ein vorüberziehendes Lebewesen (Kleintiere, Wildtiere oder zufällig auch Menschen), das ihnen als Nahrungsquelle dient.

Zecken lassen sich nicht – wie häufig behauptet wird – von Bäumen fallen. Zur Blutmahlzeit durchbohren sie die Haut mit sägeartigen Mundwerkzeugen und tauchen den mit Widerhaken versehenen Saugrüssel tief in das Hautgewebe ein. Der Zeckenbiss selbst ist nicht gefährlich, aber während des Saugaktes können mit dem Speichel des Tieres Krankheitserreger übertragen werden. Die beiden wichtigsten durch Zecken übertragenen Erkrankungen sind die Borreliose und eine spezielle Form der Hirnhautentzündung, die Früh-Sommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Virus-Infektionskrankheit. Sie befällt vorwiegend das Nervensystem (Gehirn, Hirnhäute, austretende Nerven). Die Symptome sind mannigfaltig. Unter Umständen kann ein zweiteiliger Krankheitsverlauf beobachtet werden: Nach 2-28 Tagen (in der Regel nach rund 2 Wochen) treten bei den Betroffenen Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen auf. Diese Symptome verschwinden innerhalb einiger Tage ohne weitere Folgen.

Bei wenigen der so erkrankten Personen kann es nach 4-6 Tagen zu einer Gehirnhautentzündung kommen. Diese kann in seltenen Fällen auf das Gehirn übergreifen (Meningo-Enzephalitis). Die damit einhergehenden Symptoe (Nackensteifigkeit, Bewusstseinstrübung, Lähmungserscheinungen) können einige Zeit andauern, bilden sich jedoch in der Regel wieder zurück. Kinder und Jugendliche erkranken seltener und weniger schwer als ältere Personen. Bleibende Schäden oder gar Todesfälle sind extrem selten.

Das Risiko, an einer Zeckenenzephalitis FSME zu erkranken, ist klein. Das Virus, das in den Zecken lebt und von dort weiter übertragen wird, tritt vor allem in Baden-Württemberg und Bayern auf. Kleinere Verbreitungsgebiete finden sich außerdem in Rheinland-Pfalz, Hessen (Odenwald), im Saarland und in den neuen Bundesländern (Brandenburg, Sachsen, Thüringen).

Außerhalb von Deutschland tritt die FSME vorwiegend in Ost- und Südosteuropa und in einigen Regionen Skandinaviens auf. Aber selbst in diesen Gegenden sind nur etwa 0,5% der Zecken Träger des FSME-Virus. Die Erkrankung verläuft von Person zu Person unterschiedlich schwer. Nur jeder dritte Infizierte erkrankt an einer fieberhaften „Sommergrippe“, und nur jeder fünfte bis zehnte Infizierte zeigt eine Beteiligung des Nervensystems. Diese Erkrankungsphase beginnt mit massiven Kopfschmerzen und hohem Fieber, oft begleitet von Erbrechen und Nackensteifigkeit. Bei ca. 60% der Erkrankten bleibt es bei dieser „reinen“ Hirnhautentzündung, die meist folgenlos abheilt.

Eine schwerere Form mit zusätzlicher Entzündung des Gehirns kommt in ca. 30% vor. Dabei können dauerhafte Schäden in Form von psychischen Auffälligkeiten oder Lähmungen zurückbleiben. Die seltenste (ca. 10%) und schwerste Verlaufsform ist durch eine zusätzliche Beteiligung des Hirnstammes und des Rückenmarks gekennzeichnet. Trotz Behandlung auf der Intensivstation sterben einige dieser Patienten. Von den Überlebenden behalten zwei Drittel bleibende Schäden, meist in Form von Lähmungen. Eine ursächliche Therapie gegen das Virus ist nicht bekannt, es gibt aber eine gut verträgliche aktive Schutzimpfung.

Die Lyme-Krankheit oder Borreliose

Der Erreger der Lyme-Krankheit ist eine Bakterienart (Spirochäte, Borrefia burgdorferi). Im Gegensatz zum FSME-Virus kommt die Spirochäte nicht in den aufgezählten Naturherden vor, sondern ist allgemein verbreitet. Bis zu 30% der Zecken sind Träger der für die Lyme-Krankheit verantwortlichen Spirochäten. Da das Bakterium erst gegen Ende des Saugaktes, wenn die Zecke ausreichend Blut aufgenommen hat, in die Wunde gelangt, kann ein frühzeitiges Entfernen der Zecke zu Beginn des Saugens eine Borreliose verhindern. Etwa ein Drittel der von den Zecken Gebissenen zeigt denn auch im Blut nachweisbare Spuren der Infektion in Form von schützenden Abwehrstoffen (spezifische Antikörper). Nur 10% der Gebissenen entwickeln Symptome.

Die Symptome sind unterschiedlich und uncharakteristisch. Bei einigen Erkrankten kommt es an der Bisstelle nach Tagen bis Wochen zu einer langsam sich ausbreitenden, ringförmigen Hautrötung die dabei im Zentrum wieder abblaßt (sog. Wanderröte), die bis zu mehreren Wochen bestehen kann. Im Anschluss daran können grippeartige Krankheitserscheinungen mit Müdigkeit, Fieber und Schüttelfrost. Wochen bis wenige Jahre nach Auftreten dieser Hautveränderungen kann es zu Gelenkschmerzen, bei einer Minderheit der Erkrankten zu Hirnhautentzündung, zu Lähmungen (vor allem der Gesichtsmuskeln) oder zu Störungen der Herzfunktion kommen. Rund die Hälfte der Betroffenen wird sich wohl zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an an den Zeckenbiss erinnern. Die Borreliose ist gut mit Antibiotika zu behandeln.

Empfohlenes Vorgehen beim Zeckenbiss

  • Zecke möglichst rasch mittels einer Pinzette (in unserer Apotheke erhältlich) entfernen. Dabei soll die Zecke direkt über der Haut erfasst und nach hinten oben mit leichter Drehbewegung (die Drehrichtung ist völlig nebensächlich) aus dem Stichkanal herausgezogen werden. Auf das vorherige Betupfen der Zecke mit Öl, Vaseline, Nagellack usw. ist zu verzichten; eine derartige „Vorbehandlung“ führt nach neuen Erkenntnissen zur Reizung der Zecke und damit zu einem vermehrten Speichelfluss, was zu einem erhöhten Infektionsrisiko für den Menschen führen kann.
  • Desinfizieren Sie die Stichstelle mit PVP-Iod-Lösung (in der Apotheke erhältlich)
  • Beobachten Sie das Hautareal in den folgenden Tagen und Wochen; achten Sie besonders auf Entzündungszeichen oder Rötungen (Wanderröte)
  • Bei Auftreten von ungeklärtem Unwohlsein, Fieber und Schüttelfrösten sowie bei Muskel- und Gelenkschmerzen ist sofort eine ärztliche Abklärung bzw. Behandlung erforderlich. Erwähnen Sie gegenüber Ihrem Arzt unbedingt den Zeckenbiss.

Behandlungsmöglichkeiten für FSME:

  • Bei einem Zeckenbiss in einem FSME-Gebiet kann unter Umständen eine passive Impfung nach dem Stich erfolgen, wenn kein aktiver Impfschutz vorliegt. Dies ist jedoch nur kurzfristig nach dem Biss möglich, da sonst durch die Impfung selbst schwere Nebenwirkungen auftreten können (passive Immunisierung mit spezifischem Immunglobulin – innerhalb der ersten 48, evtl. bis 96 Stunden.
  • keine Antibiotika, da es sich um einen Virus handelt!

Behandlungsmöglichkeiten für Borreliose:

  • Antibiotika

Empfehlungen zur Vorbeugung

  • ein guter Schutz vor Zeckenbissen wird durch das Tragen entsprechender Kleidung erreicht (dicht schliessende Hemden und Jacken sowie lange Beinkleider). So machen Sie es der Zecke schwerer, an geeignet Hautstellen zu gelangen.
  • verzichten Sie auf das Durchstreifen des Unterholzes.
  • da Zecken vor dem Stechen erst eine Zeit auf der Haut herumkrabbeln um sich eine geeignete Stelle zu suchen, sollten Sie sich nach einem Aufenthalt in der freien Natur gleich nach Zecken absuchen. Sehr oft können die Zecken gefunden werden, bevor sie sich festgebissen haben.
  • für die FSME steht eine aktive Schutzimpfung zur Verfügung. Sie kann allen Personen empfohlen werden, die sich häufig in infizierten Regionen (Naturherden) aufhalten. Die Hausärztin, der Hausarzt kann darüber die nötigen Auskünfte erteilen.
  • Die Impfung besteht in einer Verabreichung von zwei Impfdosen in einem Abstand 4 bis 12 Wochen; nach 9 bis 12 Monaten erfolgt die Abgabe der dritten Dosis. Eine Auffrischimpfung (Booster) wird alle 3 Jahre empfohlen.

Diese Informationen stellen keinen Ersatz für die professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte dar. Der Inhalt von www.burg-apotheke-pilz.de kann und darf nicht dazu dienen, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. Medikamente sollten niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.