Fibromylagie
Die Fibromyalgie ist eines der rätselhaftesten Syndrome, das die Medizin kennt.
Die in der überwiegenden Mehrzahl weiblichen Patienten klagen über Muskelschmerzen am gesamten Körper, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen sowie Verspannungen und Steifigkeit. Oft durchschreiten betroffene Patienten eine wahre Odyssee, bei der sie Ärzte unterschiedlichster Fachrichtungen, Heilpraktiker und Physiotherapeuten mit oft unbefriedigendem Erfolg aufsuchen.
Die Ursache der Erkrankung ist völlig unklar. Schlafstörungen, Veränderungen der Schmerzwahrnehmungen und -verarbeitung sowie psychosomatische Hintergründe werden diskutiert. Die Diagnosestellung ist schwierig und erfolgt meist erst nach mehrmonatigem Krankheitsverlauf, da die Fibromyalgie nicht zu feststellbaren krankhaften Veränderungen führt.
Das Blutbild ist ebenso unauffällig wie neurologische Untersuchungen. Auch muskulär finden sich bis auf Verspannungs- und Schmerzzustände keine Auffälligkeiten. Nicht selten stehen Mediziner den von den Patienten geschilderten Symptomen ratlos gegenüber. Die Patienten werden von Ärzten und Angehörigen fälschlicherweise als Simulanten abgetan, was die Krankheit für die Betroffenen noch unerträglicher macht. Nicht unüblich ist, dass sich in solchen Fällen eine ausgeprägte Depression entwickelt.
Wann spricht man also von einer Fibromyalgie?
Da die Fibromyalgie nicht zu objektivierbaren Veränderungen führt, ergibt sich die Diagnose aus dem Ausschluss anderer Erkrankungen, körperlichen Untersuchungsbefunden und Schilderungen des Patienten. Feststellbar sind so genannte „Triggerpoints“. Darunter versteht man druckschmerzhafte Punkte, die über den gesamten Körper weitestgehend symmetrisch verteilt sind. Hinzu werden die oben beschriebenen Symptome genannt.
Wenn eine Fibromyalgie mit herkömmlichen Untersuchungsverfahren nicht fassbar ist, warum werden dann trotzdem viele Untersuchungen notwendig?
Die Fibromyalgie ist eine Ausschlussdiagnose, d.h. erst wenn klar ist, dass keine anderen Ursachen für die Entstehung der Symptome verantwortlich sind, darf man eine Fibromyalgie annehmen.
Dies führt dazu, dass Fibromyalgie-Patienten im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte eine ganze Reihe unauffälliger Laboruntersuchungen, Röntgen- und sogar CT-Bilder bis hin zu feingeweblichen Untersuchungen ansammeln. Dies ist für die Patienten gleichermaßen belastend wie unbefriedigend.
Was kann man tun, wenn die Diagnose feststeht?
Die meisten Patienten sind unendlich erleichtert, wenn nach langem Krankheitsverlauf das „Kind endlich einen Namen kriegt“, ihre Krankheit als Fibromyalgie bezeichnet wird.
Faktisch ist damit leider noch nicht viel gewonnen. Man hat einen Namen für etwas, dessen Ursache unbekannt ist. Eine gezielte Therapie ist damit selbstverständlich ausgeschlossen. Therapeutisches Ziel ist die Linderung der Symptome.
Dabei hat sich gezeigt, dass die Erfolge der einzelnen Methoden von Patient zu Patient unterschiedlich sind. Ein Vorgehen nach der „try and error“-Methode ist meist unausweichlich, auch wenn Erfahrungswerte natürlich helfen.
Hilfreich sind hauptsächlich Antidepressiva in niedrigen Dosierungen, wobei Amitryptilin die größte Bedeutung zukommt. Es verbessert die Schmerzsymptomatik und greift in den Schlafrhythmus der Patienten ein. Auch Johanniskraut hat bei einigen Menschen Aussicht auf Erfolg. Wichtiger Bestandteil der Therapie sind auch krankengymnastische Maßnahmen und eine psychotherapeutische Betreuung kann im Einzelfall vielversprechend sein.
Alle genannten Methoden führen jedoch bei vielen Patienten nur zu einer unbefriedigenden Verbesserung. Sie greifen in Ihrer Verzweiflung zu teilweise abenteuerlichen Methoden (Schlangengift!).
Es ist dabei sicher auch so, dass alternativmedizinische Behandlungen wie die Akupunktur hilfreich sein können. Da diese Kosten nicht immer von den Krankenkassen übernommen werden, sollten die Betroffenen Kosten gegen eventuellen Nutzen gerade bei fragwürdigen Methoden sorgsam abwägen. Im Internet existiert eine Vielzahl von Informations-Portalen, die dem Erfahrungsaustausch Erkrankter und der Information dienen. Auch Selbsthilfegruppen können dem Patienten zeigen, dass er mit seiner Erkrankung nicht alleine ist und neue Kraft verleihen. Wichtig ist in jedem Fall, dass Angehörige über die Erkrankung aufgeklärt werden, damit Spannungen und Anschuldigungen („Simulant“) im familiären Umfeld reduziert werden, was sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt.