Bandscheibenvorfall

Die hohen Anforderungen an die Wirbelsäule durch Bewegung und Belastung erfordern ein komplexes Zusammenspiel einer Vielzahl von Gelenken, Bändern und Muskeln.
Eine wichtige Rolle übernehmen in diesem Zusammenhang auch die Bandscheiben, die jeweils zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern liegen. Eine Bandscheibe besteht aus einem derben Faserring, in dessen Mitte ein gallertartiger Kern lagert, der „Nucleus pulposus“. Der Nucleus pulposus hat einerseits die Funktion eines Stoß abfedernden Puffers, andererseits ermöglicht er, dass sich die Wirbelkörper wie auf einer Kugel in alle Richtungen gegeneinander bewegen können. Der Faserring sorgt dafür, dass der Nucleus pulposus an seinem Ort verbleibt.

Mit zunehmendem Alter verliert die Bandscheibe immer mehr an Flüssigkeit. Der Faserring wird dadurch spröde und kann einreißen. Aufgrund der Belastungssituation liegt der Riss dabei im hinteren Abschnitt der Bandscheibe. Teile des Nucleus pulposus können dann durch diesen Riss austreten, es kommt zum Bandscheibenvorfall. Die ausgetretenen Teile des Gallertkerns verdrängen dabei je nach Lage Teile des Rückenmarks oder der daraus austretenden Nervenwurzeln, was zu so genannten „radikulären“ Symptomen führt. Damit sind entlang des Nervenverlaufs ausstrahlende Schmerzen und Nervenausfallerscheinungen (Gefühlsstörungen, Lähmungen) gemeint.

Im höheren Alter verkalken die Bandscheiben oft. Es kommt dann häufig zu einer Einschränkung der Beweglichkeit, der Faserring gewinnt dadurch jedoch wieder an Stabilität. Dies erklärt, warum der Bandscheibenvorfall eine Erkrankung des mittleren Lebensalters ist und im höheren Alter selten auftritt.

Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?

Zunächst erfolgt eine körperliche Untersuchung, wobei besonderes Augenmerk auf den neurologischen Befund gelegt wird.
Grundlage der bildgebenden Diagnostik ist ein konventionelles Röntgenbild. Dies dient weniger der Darstellung der Bandscheibe, die nicht „röntgendicht“ ist, als vielmehr dem Ausschluss einer knöchernen Beteiligung in Form von Tumoren, Brüchen oder eines Wirbelgleitens (Spondylolisthesis). An die Röntgenuntersuchung schließt sich eine Computertomografie an, in der der Vorfall sichtbar wird. Früher wurde häufig eine Myelografie, bei der in den Raum um das Rückenmark ein Kontrastmittel gegeben wird, durchgeführt. Dieses Verfahren wird heute zunehmend durch die Computertomografie (CT) ersetzt und bleibt speziellen Fragestellungen vorbehalten.

Welche therapeutischen Optionen gibt es bei einem Bandscheibenvorfall?

Das therapeutische Vorgehen richtet sich in erster Linie nach Art und Ausmaß der Symptome. Bei einem unkomplizierten Bandscheibenvorfall, bei dem neurologischen Ausfälle fehlen, ist ein konservatives Vorgehen angezeigt. Die Therapie beschränkt sich auf kurzzeitige Schonung, Entlastung sowie Krankengymnastik. Unterstützend werden entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Diclofenac und Ibuprofen verabreicht.
Kommen neurologische Symptome hinzu, so wird auch hier je nach Ausmaß der Störungen unterschiedliche Operationsdringlichkeiten erwogen. Bei Lähmungen und Störungen der Blasen- oder Mastdarmfunktion ist eine Operation dagegen dringend erforderlich, um Folgeschäden zu verhindern. Letztlich sind Bandscheibenvorfälle, bei denen konservative Maßnahmen nicht zu einem befriedigenden Rückgang der Symptome geführt haben, ein Grund für chirurgisches Eingreifen.
Problematisch ist die Bandscheibenchirurgie in erster Linie deshalb, weil es – wie bei jedem chirurgischen Eingriff – zu einer Narbenbildung im Bereich des Operationsfeldes kommt. Das Narbengewebe selbst kann dann zu einer Kompression von Nervenstrukturen führen und einen zweiten Eingriff notwendig machen. Dieser ist dann aufgrund der veränderten Anatomie ungleich komplizierter und risikoreicher. Aus diesem Grund wird heute zurückhaltender zur Operation geraten.
Es stehen dabei unterschiedliche operative Verfahren zur Verfügung, die abhängig von Art, Ausmaß und Lokalisation des Vorfalls zur Anwendung kommen.

Minimal-invasive Verfahren

Die minimal-invasiven Verfahren sind für den Patienten deutlich weniger belastend, als die herkömmliche offene Operationsmethode. Die minimal-invasive Chirurgie ist ein endoskopisches Operationsverfahren, bei dem durch einen ca. 2 cm langen Hautschnitt eine bewegliche Kamera mit Lichtquelle und Instrumente eingeführt wird. Die Operation erfolgt sozusagen durch ein Schlüsselloch.
Alle minimal-invasiven Verfahren dauern deutlich kürzer und die Patienten können in der Regel früher wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Sie sind aber aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse kleinen, gut zugänglichen Vorfällen vorbehalten. Bei voroperierten Patienten, großen Vorfällen und Beteiligung mehrer Wirbel kommen sie nicht in Betracht.
Generell unterscheidet man so genannte „perkutane Verfahren“ von der minimal-invasiven Chirurgie. Bei den perkutanen Verfahren erfolgt eine CT-gesteuerte oder unter Durchleuchtung kontrollierte Punktion des Nukleus pulposus, der dann entweder chemisch aufgelöst (Nukleolyse), mit Laser zerkleinert oder unverändert abgesaugt wird.

Konventionelle Chirurgie

Bei allen komplizierten Bandscheibenvorfällen ist die konventionelle offene Operation Methode der Wahl. Im Zuge der Operation muss zur Verbesserung der Übersichtlichkeit und als Zugangsweg manchmal ein Teil des Wirbelbogens entfernt werden.

Bandscheibenersatz

Seit kurzem werden an einigen Kliniken nach Bandscheibenoperationen mit unbefriedigendem Ergebnis künstliche Bandscheiben eingesetzt. Langzeiterfahrungen zu diesen Operationsverfahren liegen jedoch noch nicht vor, so dass diese Methode derzeit noch als experimentell angesehen werden muss.


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