Sodbrennen

Nach einem opulenten Mahl am Abend – vielleicht noch in Kombination mit Alkohol und der einer oder anderen Zigarette danach – bekommt man beim Schlafengehen schnell die Quittung. Es stellt sich ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein ein, verbunden mit säuerlichem Aufstoßen, was als Sodbrennen bezeichnet wird.
Im englischen Sprachraum wird das Sodbrennen aufgrund der Projektion des Schmerzes hinter das Brustbein in den Bereich des Herzens als „heart burn“ bezeichnet. Das Sodbrennen ist ein weit verbreitetes Symptom, unter dem schätzungsweise jeder zehnte Mensch regelmäßig leidet, das aber bei bis zu 30 Prozent gelegentlich auftritt.

Wie entsteht Sodbrennen?

Das Sodbrennen ist das Ergebnis eines Rückflusses (Reflux) von saurem Magensaft in die Speiseröhre.
Ursache ist meist ein unzureichender Druck des unteren Verschlussmuskels der Speiseröhre am Übergang zum Magen. Manchmal wird dieser Mechanismus noch durch ein Durchtritt von Magenanteilen durch das Zwerchfell in die Brusthöhle verstärkt. Man spricht dann von einer Hernie.
Unterschieden werden dabei meist harmlose Gleithernien, bei denen der obere Anteil des Magens durch das Zwerchfell hin und her pendelt, von Hernien, bei denen der Magen neben der Speiseröhre in die Brusthöhle gelangt und dort für längere Zeit verbleibt.
Die Schleimhaut der Speiseröhre ist im Gegensatz zur Magenschleimhaut gegenüber der aggressiven Säure nicht ausreichend geschützt, was zu einer Entzündungsreaktion (Ösophagitis) führt und für die Schmerzen verantwortlich zeichnet.
In Zusammenhang mit dem Entstehungsmechanismus spricht man daher von einer „Reflux-Ösophagitis“.

Ist eine Reflux-Ösophagitis lediglich unangenehm oder steckt mehr dahinter?

Eine Eigenschaft lebender Organismen ist die Anpassungsfähigkeit auf sich verändernde Umweltsituationen. So verfügen auch die Zellen der Speiseröhrenschleimhaut über einen Mechanismus, um sich an das neue, „saure“ Milieu zu anzupassen. Sie kann sich zu einer Schleimhaut umwandeln, die der Magenschleimhaut ähnelt und deren Eigenschaften besitzt.
Immer wenn sich Gewebe aufgrund einer Veränderung in anderes Gewebe umwandelt, spricht man in der Medizin von einer „Metaplasie“. Im Bereich der Speiseröhre wird die Metaplasie auch als Barrett-Syndrom bezeichnet. Die Metaplasie ist zwar zunächst eine sinnvolle Maßnahme, allerdings weist das neue Gewebe eine höhere Neigung zu einer bösartigen Entartung auf. Diese Abfolge betrifft aber bei weitem nicht alle Menschen, die an Reflux leiden.
Grob orientierend hilft die Zehner-Regel: 10 Prozent der Menschen haben eine Reflux-Ösophagitis, von diesen entwickeln 10 Prozent ein Barrett-Syndrom, von denen wiederum 10 Prozent in ein Speiseröhrenkrebs übergehen.

Wie wird eine Refluxkrankheit diagnostiziert?

Neben den Symptomen, die allerdings auch bei einer ganzen Reihe anderer Erkrankungen (Magengeschwüre, Herzerkrankungen, etc.) gefunden werden können, ist das primäre diagnostische Instrument die Magenspiegelung. Damit wird das Ausmaß der Entzündung festgestellt, aber auch anhand von Gewebeproben ein möglicherweise vorliegendes Barrett-Syndrom diagnostiziert werden.
Auch eine eventuelle Hernie kann sich hier zeigen. Bei Unklarheit kann eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung weitere Hinwese geben. Zusätzlich werden Messungen des pH-Wertes durchgeführt, die Ausmaß und Dauer der einwirkenden Säure erkennbar macht.

Was kann ich gegen eine Refluxkrankheit tun?

In vielen Fällen helfen bereits Allgemeinmaßnahmen, die Beschwerden zu lindern oder gänzlich verschwinden zu lassen. Dazu zählen Gewichtsreduktion, Meiden von Alkohol, Zigaretten und Kaffee, der Verzehr kleinerer Mahlzeiten, sowie der Verzicht auf Essen unmittelbar vor dem Schlafengehen.
Auch das Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, z.B. durch Verwendung von zwei Kopfkissen kann die Entstehung von Sodbrennen verhindern.
Bei Versagen oder unzureichendem Erfolg dieser Maßnahmen ist jedoch eine medikamentöse Therapie notwendig. Hierzu stehen wirksame Säureblocker zur Verfügung (z. Bsp. Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol).
Vor allem bei länger bestehenden Hernien kann eine operative Therapie hilfreich sein, wohingegen diese bei Gleithernien von geringer Aussicht auf Erfolg ist und meist verzweifelten Fällen vorbehalten bleibt.
Ein diagnostiziertes Barrett-Syndrom kann sich unter entsprechender Therapie bessern. Jährliche Kontroll-Magenspiegelungen sind aber aufgrund des Entartungsrisikos unbedingt zu empfehlen.


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