Vitamin-D-Mangel

Das Vitamin D nimmt unter allen Vitaminen eine Sonderstellung ein, da es das klassische Kriterium der „Essenzialität“ nicht erfüllt. Alle anderen Vitamine sind essenziell, d. h. sie können vom menschlichen Organismus nicht selbständig gebildet werden und müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Vitamin D kann jedoch in beträchtlichem Ausmaß in der Haut unter Einwirkung von UV-Strahlung aus Cholesterin gebildet werden.

Das Vitamin D ist zusammen mit dem in der Nebenschilddrüse gebildeten Parathormon und dem Calcitonin aus Schilddrüsenzellen ein wichtiger Regulator des Knochenstoffwechsels und Calciumhaushaltes. Es steigert die Calciumaufnahme im Darm und begünstigt dessen Einbau in die Knochensubstanz.

Wie äußert sich ein Vitamin-D-Mangel?

Der Vitamin-D-Mangel führt in erster Linie zu einer Störung des Knochenwachstums und der Knochenneubildung.

Da der Knochen im Wachstumsalter sehr anfällig für Störungen ist, wirkt sich ein Vitamin-D-Mangel bei Kindern besonders schwerwiegend aus. Es kommt dann zum Krankheitsbild der Rachitis.

Der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und der Rachitis ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Aufgrund der Tatsache, dass viele Kinder aus ärmeren Familien im frühindustriellen England mehr als 10 Stunden täglich in Bergwerken oder Fabriken arbeiten mussten und dabei bei schlechter Ernährung kaum dem Tageslicht ausgesetzt waren, kam es bei ihnen nahezu regelhaft zur Rachitis. Man spricht deshalb auch von der „Englischen Krankheit“.

Die Rachitis führt zu schweren Deformierungen und vermehrter Brüchigkeit vor allem der langen Röhrenknochen. An dem Übergang von Rippen zum Brustbein kommt es zu kolbenartigen Knochenauftreibungen, die als rachitischer Rosenkranz bezeichnet werden. Verknöcherungsstörungen der Schädelnähte führen zu einer deformierten Kopfform (Kraniotabes). Muskelschwäche und Zahnschäden komplettieren das klinische Bild.

Bei Erwachsenen wird der Vitamin-D-Mangel als Osteomalazie manifest. Die Knochen sind dann vermindert belastbar, mitunter schmerzhaft. Bei den Patienten kann es bereits bei geringen Verletzungen zu Knochenbrüchen kommen, die dann bei ausbleibender Vitamin-D-Gabe schlecht heilen.

Die Rachitis ist heute in westlichen Ländern eine Rarität. Dies ist nicht zuletzt auf die bei Säuglingen empfohlenen Vitamin-D- und Calciumgaben zurückzuführen, die auch für Schwangere, die einen erhöhten Vitamin-D-Bedarf haben, empfohlen wird.

In welchen Nahrungsmitteln ist Vitamin D enthalten?

Die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung ist von untergeordneter Rolle, da über 90 % des Bedarfs vom Körper selbst gebildet werden kann. Dazu reicht es, sich pro Woche eine Stunde der Sonnenstrahlung auszusetzen. In Nahrungsmitteln haben lediglich Leber, Milchprodukte und Fischöle nennenswerten Vitamin-D-Gehalt. Eine Überdosierung von Vitamin D ist daher nur durch eine exzessive Einnahme von Vitamin-D-Tabletten möglich. Die Vitamin-D-Vergiftung macht sich in einer Störung des Calciumhaushaltes bemerkbar. Das im Blut erhöhte Calcium kann zu Muskelschwäche, Nierenversagen und lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.

Bei Überdosierung wird versucht, die Ausscheidung von Calcium über die Niere medikamentös zu beschleunigen. Bei Versagen dieser Bemühungen ist eine Dialysebehandlung notwendig.


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